jes schrieb:
@saxhornet
Ich glaube du hast ein Problem damit, dass ich nicht Deiner Meinung bin. Kann das sein?
Nö. Ich kann mit anderen Meinungen gut leben und das auch ohne es persönlich zu nehmen und mich dann im Ton zu vergreifen.
Was ich höre oder nicht höre hat nichts mit Verstehen zu tun. Jemandem zu sagen, dass er Parker erst verstehen muss, um ihn zu mögen, ist Schwachsinn. Umgekehrt wird ein Schuh draus.
Seh ich halt anders. Etwas was Du nicht verstanden und ausgecheckt hast kannst Du häufig beim Hören nicht wiedererkennen. Ich habe es halt bei so vielen Schülern erlebt, am Anfang mochten sie Parker gar nicht und nachdem man da mal ein bisschen ins Detail gegangen ist fanden sie das plötzlich sehr interessant. Es ist halt mein Erfahrungswert, der aber auf Dich nicht zutreffen muss. Aber deine Aussage (Skalen hoch und runter)über das was Parker spielt zeigt halt, daß Dir nicht klar ist, was er tut. Was auch nicht schlimm oder wichtig ist, wenn es Dir eh partout nicht gefällt. Es gibt ja genug tolle Musik und gute Saxophonisten.
Jetzt kommt der subjektive Teil.
Dieses technische Beherrschen seines Instruments nutzt Parker für sehr schnelles Spiel, und ja, ich höre überwiegend Läufe oder laufähnliche Figuren. So was gefällt mir gar nicht, weil dabei eher die Technik als das Gefühl im Fokus steht.
Seine Interpretationen sind einzigartig (zu seiner Zeit), aber sicherlich nicht genial. Sie haben ein gewisses Herausstellungsmerkmal, aber Genialität?
Ich habe damit schon 2 gute Gründe Parker nicht hören zu wollen und damit auch 2 gute Gründe mich mit ihm nicht weiter beschäftigen zu wollen.
Und nochmal: Musst Du doch auch nicht. John Coltrane fand ihn genial, Miles Davis fand ihn genial, wie etliche andere Jazzmusiker ihn auch genial fanden und viel von ihm gelernt haben. Und etliche Saxophonisten hier finden ihn musikalisch auch beeindruckend und finden das spannend. Wenn Dir es nicht liegt, beschäftige Dich nicht damit. Wenn Du da nur Technik und laufähnliche Figuren hörst und keine Gefühl spürst, ist das nichts für Dich, wir sehen und hören da halt was anderes als Du.
Das kannst Du jetzt wieder als Makel hinstellen, egal.
Warum soll ich mich mit einem Künstler beschäftigen, der mir nicht gefällt, dessen Stil mir nicht gefällt, wenn es hunderte anderer gibt, die mehr nach meinem Geschmack spielen?
DU MUSST IHN NICHT MÖGEN ODER DICH MIT IHM BESCHÄFTIGEN! Man kann viel interessantes von ihm lernen, wenn man will, muss man aber nicht und es wird dazu auch keiner gezwungen. Und wenn Du das nicht magst ist das auch kein Makel.
Ich wäre übrigends dankbar, wenn Du einfach anders formulieren würdest, da ich es nie als Makel hingestellt habe und Du schon wieder nur am reininterpretieren bist, wie bei so vielen Posts vorher. Du beziehst Du zu oft auf Dinge die so nicht gesagt wurden. So kann man nicht eine vernünftige Disskusion führen.
Persönlich bin ich z.B. von Webster viel mehr fasziniert, allein schon die Art, wie er Töne auf seinem Tenor formt. Keine aussergewöhnliche Fingertechnik, aber ein außergewöhnlicher Ansatz. In seinen Interpretationen höre ich Gefühl, Einfühlungsvermögen in das Stück aber auch in seine Mitspieler, eine gute Portion Humor und einen klaren Verstand. So was reißt mich mit.
Das ist doch toll, ist doch auch ein interessanter Spieler. Anderes Instrument, andere Herangehensweise, andere Stilistik aber von dem habe ich auch etliche Aufnahmen und finde ihn gut, wobei mir sein Sound nicht auf allen Aufnahmen gefällt.
Ist Parker ein Vorbild, ein Idol?
Ein Idol hat für mich eine weltverbesserliche Absicht, ein edlen Ideal, dem er folgt. Wollte Parker die Welt besser machen, die Musik revolutionieren, oder nur Geld verdienen?
Ich halte die gesamte Vorbild- und Idoldiskussion für an den Haaren herbei gezogen und komplett sinnlos und unnütz. Ich persönlich habe kein Vorbild oder Idol.
Lg Saxhornet