Hallo,
nachdem ja nun der schöne Saxwelt-Workshop beendet ist, und ich dort wieder einmal feststellen musste, daß ich mit dem "vom Blatt spielen" vollkommen überfordert bin, habe ich mir vorgenommen, an diesem "Problem" intensiv zu arbeiten.
Da mein Saxlehrer ja auch "der alten Schule" angehört, legt er auch viel Wert auf Notenlesen.
Ich glaube jedoch, ich bekomme das NIEMALS hin. Ich habe nämlich das Problem, daß ich mich grundsätzlich NUR auf eine Sache konzentrieren kann, soll heißen: Entweder ich spiele, oder ich lese (ohne Sax) Noten. Ich konnte auch schon als Kind keine zwei Sachen gleichzeitig machen. Ich kann z.B. bis heute nicht Fernsehen und gleichzeitig telefonieren. Auch gelingt es mir nicht, den Takt mit dem Fuß mitzutreten. Sobald ich damit anfange, verspiele ich mich (das ist meinem Lehrer auch schon aufgefallen).
Übe ich z.B. Skalen, die ich nicht kenne, dann kann ich die Noten zwar lesen um ganz langsam die zunächst unbekannte Tonreihe zu üben; aber sobald ich die Töne kenne, packe ich das Übungsbuch beiseite und übe den Kram ohne die Noten, weil mich das zu sehr stresst und ablenkt.
Ich weiß es auch nicht, aber wenn ich ein unbekanntes Stück üben soll, dann übe ich zunächst mit den Noten das Lied ganz langsam, wobei man dann ja nach wenigen Durchgängen hört, wie es klingen soll, bzw. man kennt ja dann die Melodie.
Werde ich dann schneller, machen die Noten keinen Sinn mehr, weil ich schneller spiele, als ich die Dinger lesen kann, d.h. ich weiß schon nach wenigen Takten nicht mehr, an welcher Stelle des Stückes ich auf dem Notenblatt bin (und das trotz PePe´s "Wegweiser durch ein Musikstück"...
).
Konzentriere ich mich aber darauf, GENAU nach den Noten zu spielen, klingt alles nur noch schräg, die Töne quietschen oder ich vergesse an den entsprechenden Stellen zu atmen usw.
Also schmeiß´ ich die Dinger lieber in die Ecke und übe den Song nach Gehör. Ich habe dann kaum Probleme mit dem Timing, Pausen, Einsätzen, Wechseln usw.; aber sobald mir jemand die Noten vor´s Gesicht knallt ist alles vorbei...
Also, so langsam habe ich das Gefühl, das in meiner Gehirnhälften-Vernetzung oder so irgend etwas nicht so ganz normal ist, weil ich so GARNICHT multitaskingfähig bin.
Ich kann auch nur mit den Händen einen Schlagzeugbeat spielen. Sobald die Füße für High Hat und Bassdrum dazukommen, ist alles vorbei...
Sorry, das das hier ezwas länger ist; aber das ist echt ein Riesenproblem für mich, und so sehr ich es auch versuche, es klappt einfach nicht.
Wenn ich einen Song jedoch zwei, drei Mal gespielt habe und ich den Ablauf usw. kenne, dann kann ich auch spielen und verpasse auch die Einsätze nicht usw., jedenfalls bei der Musik, die wir so machen, wo man sich die einzelnen Parts (z.B. Strophe, Chorus, Strophe, Prechorus, Bridge, Strophe, Chorus - Ende) merken kann. Ich möchte zwar nicht in einer Bigband spielen (aus genau diesem Notengrund!), wo man die Einsätze ohne mitzählen und Notenlesen ja sofort vertendelt; aber dennoch wäre es ja schön; auch mal mit anderen Bläsern mitspielen zu können, ohne sich immer total zu blamieren.
Jetzt die Frage an die Experten bzw. Saxlehrer: Kann es sein, daß ich diesbezüglich wirklich irgendein neurologisches Problem habe, oder gibt es irgendeine Möglichkeit, die Sache anders anzugehen? Ich habe schon überlegt; daß es für mich vielleicht besser wäre, wenn die einzelnen Noten (Töne) bunt wären, also C ist gelb und A ist rot - keine Ahnung, bitte nicht lachen...aber ich glaube langsam, ich bin echt zu blöd für "normale" Notation...
"Take five" z.B., konnte ich nach einer ca. dreistündigen "Übenachgehör" Session schon ganz gut spielen (den Song kennt man allerdings ja auch...); Hätte ich den allerdings nach Noten üben müssen, wäre ich Weihnachten 2030 wohl noch am Üben...
Manchmal möchte ich den ganzen Notenkram einfach nur vergessen und Sax spielen, weil die Noten mich eigentlich nur am Spiel behindern...
Es ist wirklich zum Verzweifeln, und es ist auch schwer, das zu erklären, aber es gibt ja z.B. auch Schüler, die eine Lese-Rechtschreibschwäche haben; oder Menschen, die kein räumliches Vorstellungsvermögen besitzen. Vielleicht gehöre ich ja zu den Noten-Legastenikern...
LG
Thomas