1970 - 1990

 

Mit dem Beginn der 70er Jahre jedoch, begann sich der Anfang der 60er Jahre eingesetzte Trend auch für Keilwerth bemerkbar zu machen. Die Verkaufszahlen gingen langsam aber stetig zurück. Trotz der hohen Qualität der Keilwerth-Saxophone sanken die Umsatzzahlen. Kohlert geriet mehr und mehr in Schwierigkeiten und machte in dieser Phase einen folgenschweren Fehler. Kohlert & Co verpflichtete sich vertraglich, Saxophone für die nächsten 10 Jahre zu einem Festpreis zu liefern. Dies sollte dazu führen, neue Abnehmer für die Kohlert-Saxophone zu finden. Dieses Vertragsangebot wurde auch bereitwillig angenommen. Doch die steigenden Preise der Rohstoffe und Produktionskosten machten Kohlert einen Strich durch die Rechnung, und so war es nur eine Frage der Zeit. Kohlert musste bereits 1965 Konkurs anmelden und arbeitet unter Konkursverwaltung mit ca. 20 Mitarbeitern zur Befriedigung der Ansprüche der Gläubiger weiter. Hohner stellte 1967 den Saxophonbau ein. Hammerschmidt baute 1979 sein letztes Saxophon.

 

Übrig blieben in der DDR die B&S und in der BRD Keilwerth. Während die B&S staatlich getragen wurde, musste Keilwerth sich selbst helfen. Keilwerth konnte sich zunächst noch behaupten, doch den immer stärker werdenden Konkurrenten aus dem asiatischen Raum, mit Yamaha und Yanagisawa, letztendlich nichts mehr entgegensetzen. Selmer in Frankreich war nun auch ein großer Konkurrent im Segment der Profisaxophone, und Keilwerth verlor einiges an Marktanteilen in diesem Bereich zusätzlich an Selmer.

 

1989 war es dann soweit. Boosey & Hawks übernahm Keilwerth und integrierte Keilwerth in die Firma Schreiber & Söhne. Durch die nun vorhandene weltweite Vertriebsorganisation erfuhren Keilwerth-Saxophone einen enormen Aufschwung. Die Saxophone wurden wieder nachgefragt und verkauften sich wieder. Keilwerth gehörte in kurzer Zeit zu einer der tragenden Säulen von Boosey & Hawks.

 

1990 - 2004

 

1990 gab es dann auch die DDR nicht mehr, und der Musikwinkel gehörte wieder zu Deutschland. Aus der VEB Blas- und Signalinstrumente ging die Vogtländische Musinkinstrumentenfabrik GmbH, besser bekannt unter dem Namen B&S hervor. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Mundstückhersteller Dave Guardala gelang die endgültige Ablösung von dem Ruf der Billiginstrumente und man konnte in die Riege der Spitzeninstrumente vorstoßen.

 

Mit der weiteren Zusammenarbeit zwischen der B&S und Wolf Codera entwickelte man eine neue Technik, um die Pads zu ersetzen, mit den sog. Resoblades, die nunmehr nur noch "Dichtringe" waren, festigte man 1997 seinen Ruf als Hersteller von Spitzeninstrumenten und nunmehr einzig deutscher eigenständiger Saxophonhersteller.

 

2003 ging aus der Boosey & Hawks die Firma The Music Group hervor. The Music Group vereinigt Firmen wie Keilwerth und Buffet & Crampon, beides bekannte Saxophonhersteller, Karl Höfner (Gitarren), Besson (Blechblasinstrumente), Schreiber & Söhne (Klarinetten und Fagotte), Rico (Reeds und Zubehör) unter einem Dach.

 

Was ist 2004 von den deutschen Saxophonherstellern übrig und welche Firmen gibt es noch?

 

Von den Anfängen des deutschen Saxophonbaus ist fast nichts übrig geblieben. Wie auch in den USA sind sämtliche Hersteller verschwunden oder unter dem Dach einer Muttergesellschaft zusammengefasst.

 

Einzig als rein deutsches Unternehmen existiert die B&S (Vogtländische Musikinstrumentenfabrik GmbH). Nun werden viele sagen, aber da ist doch noch Keilwerth! Das ist richtig, aber Keilwerth existiert nicht mehr als eigenständiges Unternehmen. Sicher, die Instrumente werden weiterhin in Deutschland gefertigt, rein unternehmerisch ist sie aber Teil der Firma The Music Group und wurde 1989 von Boosey & Hawks übernommen. Somit ist unbestritten, dass Keilwerth aus rein geschichtlicher Betrachtung seit 1989 nicht mehr existiert. Lediglich der erfolgreiche und weltweit bekannte Name blieb erhalten und die Produktion blieb in Deutschland.

2007 gab Keilwerth die Werk in Nauheim auf und zog unter großen Protesten der Mitarbeiter in eine neues Werk nach Markneukirchen. Keilwerth wurde endgültig in die Schreiber & Keilwerth Musikinstrumente GmbH umfirmiert. Die Verwaltung sitzt weiterhin in Nauheim. Auf dem Gelände, auf dem einst Julius Keilwerth mit der Neugründung des Unternehmens begann, hat Gerhard Julius Keilwerth (sein Urenkel) eine Reparaturwerkstatt für Saxophone eröffnet.

B&S stellte mit Ablauf des Jahres 2005 die Saxophonproduktion endgültig ein. Seit etwa Mitte 2009 gibt es nun erstmalig in der Geschichte eine B&S GmbH. Dies hat aber nichts mit der Produktion von Saxophenen zu tun.

2011 wird Schreiber & Keilwerth von der französichen Firma Buffet & Crampon übernommen. Diese stellen selber Saxophoen her und die Hoffnung das Keilwerth als Saxophonmarke erhalten bleibt, hat sich bisher nicht erfüllt.

 

Oscar Adler

Ist seit der Auflösung der VEB Blas- und Signalinstrumente seit 1990 wieder tätig, beschäftigt sich jedoch in Zusammenarbeit mit der Firma Gebrüder Mönnig mit dem Bau von Klarinetten, Fagotten, Kontrafagotten und Oboen unter dem Namen Oscar Adlers. Weiterhin ist es dort möglich, diese Instrumente und Saxophone reparieren und überholen zu lassen.

Kohlert & Co bzw. Kohlert und Söhne

In den Firmengebäuden werden heute von Albert Moosmann und Sohn Fagotte gebaut. In 2006 tauchten wieder Kohlertsaxophone auf. Hierbei handelt es sich jedoch um minderwertige Instrumente aus dem Asiatischen Raum.

Keilwerth

Keilwerth wurde 1989 unter dem Dach der Boosey und Hawks in die Firma Schreiber & Söhne integriert. Keilwerth Saxophone werden weiterhin unter dem Dach der Firma The Music Group vertrieben. Keilwerth verlegte 2006 die Produktion nach Markneukirchen und hat das Werk in Nauheim geschlossen. DieVerwaltung befindet sich derzeit noch in Nauheim. Keilwerth gehört einem englischem Eigentümer. Im Frühjahr 2011 wurde Keilwerth nach Gerüchten über eine Insolvenz und fataler Misswirtschaft der Geschäftsleitung von Buffet & Crampon in Frankreich übernommen.Es scheint zwar in kleinem Rahmen weiter produziert zu werden aber von Keilwerth als Saxophonhersteller hört man seither nichts mehr. Damit ist die Serienproduktion in Deutschland endgültig Geschichte.

B&S

B&S wurde 1991 von einer Holding (TA Musik GmbH) übernommen Diese firmierte vor kurzem zur JA Musik GmbH um. Mit Ablauf des Jahres 2006 stellte die B&S als letzter Hersteller Deutschlands die Produktion von Saxophonen ein.

Hohner, Hammerschmidt

Stellten die Produktion bereits 1967 bzw. 1979 ein.

Hüller, Köhler, Schuster, Mönnig, Hess

Sie alle wurden mit der Gründung der DDR aufgelöst bzw. gingen in die VEB Blas. und Signalinstrumente über, aus der 1990 die B&S entstand. Außer Mönnig, die Gebrüder Mönnig produzieren zusammen mit Oscar Adler weiterhin Blasinstrumente und betreiben eine Reparaturwerkstatt für Saxophone.

 

Wer baute welche Saxophone in Deutschland? Hierzu habe ich die untenstehende Tabelle angefertigt, die ich hoffentlich mit Eurer Hilfe erweitern kann.

 

Oscar Adler

Electra, Eterna,Gloria, Ocru, Odeum, Racso, Relda, Symphonie, Sonora, Triumph

Ging auf in die VEB Blas- und Signalinstrumente und stellt heute in Zusammenarbeit mit Gebr. Mönnig Fagotte her

Hohner Hohner-President Stellte 1967 die Produktion von Saxophonen ein
G.H. Hüller Imperial, Primus, Artist, Olymp Produzierte von 1921 bis 1975 Saxophone und ging auf in die VEB Blas- und Signalinstrument. War ab ca. 1931 der größte Hersteller von Saxophonen in Deutschland. Die Firma existierte bis 1991.
Kohlert Popular, Regent, Star, Excelsior Stellte 1970 die Produktion ein. Heute werden unter B.Moosmann dort Fagotte hergestellt
Gebr. Mönnig Artist, Brillant, Diamant, Exquisito, Professional Ging auf in die VEB Blas- und Signalinstrumente , seit 1990 Herstellung von Fagotten zusammen mit Oscar Adler
Martin Reiner Amethyst, Non plus ultra Stellte 1956 den Saxophonbau ein
Werner Roth Royal und Sinfonia Stellte 1972 den Saxophonbau ein
Eugen Schuster Aristokrat und Majestic Stellte ca. 1950 den Saxophonbau ein
F.X. Hüller Champion und World Ging 1945 in Amati auf
Hammerschmidt Klingsor Stellte 1972 den Saxophonbau ein
VEB Blas- und Signalinstrumente Akustik, Weltklang und Solist Wurde 1990 zur Vogtländsichen Musikinstrumentenfabrik GmbH unter Leitung der Treuhandgesellschaft und wurde 1991 von der IMM Musikinstrumenten Manufaktur Markneukirchen übernommen und produziert seitdem sehr erfolgreich die B&S Modelle.Wurde dann zur JA Musik GmbH und stellte 2006 die Produkion endgültig ein.
Franz Köhler Empor und Cea Stellte 1961 den Saxophonbau ein
Keilwerth Toneking-Special, Student, Toneking-Exclusive, Toneking Solo, Toneking, The New King, King, Peter Ponzol, EX 90, SX 90, ST 90, ST 90 Series II, SX 90, SX 90 R, ST 90 III, SX90R Edition, SX90R Shadow Stellte von 1925 bis 1989 Saxophone her, wurde dann von Boosey& Hawks übernommen und 1997 in die W.Schreiber & Söhne integriert.War dann Teil der Fa. The Musicgroup und gehört einem englischem Unternehmer. 2010 steht Keilwerth erneut zum Verkauf. Keilwerth Modelle werden weiterhin produziert. 2011 übernimmt Buffet & Crampon das Unternehmen. Die Zukunft ist ungewiss.

Zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 31. August 2016 18:49

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