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THEMA: Tonqualität, lange Töne und anderes

Tonqualität, lange Töne und anderes 29 Jun 2008 21:11 #58580

  • Weso
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Hallo,

eröffne dieses Thema, um Überlegungen und Erfahrungen zur Verbesserung der Tonqualität zu diskutieren, angeregt durch die Diskussion in "Ansatzfrust".

Hier meine 2 cent dazu, also zur Tonqualität.

Erst mal zu langen Tönen. Nach meinem Verständnis bringen lange Töne hauptsächlich zwei verschiedene Aspekte.

1. Die Ansatzkondition wird gestärkt. Wie schon Stromlos schrieb, bei langen Tönen geht die Tonqualität schon mal ganz banal bezüglich Tonhöhe, Stetigkeit des Tons etc u.U. ziemlich schnell bergab. (Und jeder weiss, das nach einer bestimmten Spielzeit der Ansatz irgendwann schlapp macht, bei einem sind es 5 sekunden bei einem andren vielleicht 5 Stunden usw.

Ich rede jetzt also noch gar nicht vom Klang an sich, sondern einfach der Muskelkompetenz. die durch lange Töne gestärkt wird. Was allen Tönen, auch den kurzen, zugute kommt.

2. Die Aufmerksamkeit geht AUTOMATISCH mehr auf die Tonqualität, da sonstige aufmerksamkeitsfordernde Faktoren minimiert werden.

Kleiner Exkurs, ich lasse prinzipiell meine Schüler einfache Melodien ("Oh when the Saints" etc) auswendig lernen, im Laufe der Zeit in mehren bis allen Tonarten.
Tun sie dies verbessert sich bei allen (neben dem musikalischen Verständnis durchs Transponieren) der Ton. Warum? Weil die Melodien im Laufe der Zeit so gut sitzen, daß AUTOMATISCH die Aufmerksamkeit sich dem Ton zuwendet. Ob sie wollen oder nicht.
Solange sie an den Noten bzw deren Übersetzung aufs Instrument hängen, splittet sich die Aufmerksamkeit einfach auf zu viele Faktoren. Fällt das weg, fällt ebenfalls das Nachdenken weg, wie die Melodie denn jetzt weitergeht, weil sie eben gut sitzt, richtet sich sich die Aufmerksamkeit (auch unbewußt) auf das was übrigbleibt. (Z.B. der Ton, oder der Rhythmus wird besser etc.)
Das ist quasi ein Naturgesetz.

Spiele ich also lange Töne, kümmere mich nicht mehr um Rhythmik, Melodik, Notenlesen oder was auch immer, bleibt nur noch Tonqualität.
(Übrigens habe ich mir mal von einem Schüler eines dieser Herren sagen lassen, daß es Klassik Bläser höchsten Qualifikation gibt, engagiert in Karajans (bzw Nachfolger) Band in der Berliner Philharmonie, die lange Töne beim Fernsehen oder Zeitungslesen praktizieren. Hat mich gewundert, aber mindestens für Punkt 1 müsste das funktionieren, für Punkt zwei anscheinend auch.)

Mein Fazit, die konsequente Schulung durch lange Töne (laut leise etc, verschiedene Klangfarben suchen etc) dürfte für Tonqualität die effektivste Lösung sein. (Und gerade da natürlich Metronom weglassen! sonst konterkariert man die totale Ausrichtung auf Klang und splittet wieder Aufmerksamkeit.)

Eine Klangschulung erzielt man aber auch schon durch längere Töne in z.B. Balladen, oder indem man ein Stück ganz langsam spielt. Auch hier geht automtisch durch die längeren Töne zumindest auch auf Klang, und die sonstigen Aufmerksamkeitsfresser werden ja durch langsames Spiel auch weniger. Es dürfte aber weniger effektiv als die "pure" Methode der langen Töne sein.

Und jemand der viel spielt, kann seinen Ton auch einfach dadurch optimieren, auch wenn er das durch systematische lange töne sicherlich schneller hinkriegt. Wenn er aber sowieso 5 Stunden am Tag spielt, weil es ihm Spaß macht, kann er sich lange Töne ev schenken.

Lange Töne pur kann man ja auch durch Mundstückübungen machen, z.b. auf den Ton, auf den das Mundstück gestimmt ist, Z. B das A beim Alto.
(Dies ist die einzige Methode, mit der ich, wenn überhaupt, lange Töne systematisch übe.)


Was mir persönlich am meisten für Tonqualität bringt, sind einerseits Obertonübungen. Da erzeuge ich ja ganz bewußt bestimmte Klanganteile, und kann das auch später einsetzen, wenn ich keine Obertöne spiele.

Andrerseits mit Micro und Kopfhörer spielen (zur Not tuts erstmal gegen eine Wand spielen) weil ich dadurch eine Objektivierung des Klangs kriege, z.B. eher den Klang höre, den auch die Zuhörer mitkriegen. Es ist für mich eigentlich die beste Übung überhaupt. (Habe ich von Sängern gelernt.)

Soweit erstmal, schönen Abend

Werner
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Re: Tonqualität, lange Töne und anderes 30 Jun 2008 09:41 #58599

  • stromlos
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Hallo Werner,

ich steig hier einfach auch noch mal mit ein.

Irgendwie ist dieses Thema doch sehr faszinierend, obwohl ich finde, das es im "Ansatz-Frust" Thread schon fast totgeschlagen worden ist ;-)...

Diesen Effekt, das ein Titel dann gut läuft, wenn wir nicht mehr darüber nachdenken müssen wo es denn nun hingeht, kennen glaube ich alle.

Ich habe dann immer das Gefühl das Saxophon wird zu einem Teil von mir, ein weiteres Organ sozusagen, mit dem ich etwas ausdrücken kann, was ich ohne diese "Krücke" nicht geschafft hätte.
Die Tonbildung ist dann das Endprodukt von einem Zusammenspiel des ganzen Körpers...und ich möchte sogar so weit gehen, zu behaupten der ganzen Persönlichkeit. Alle Gefühle manifestieren sich dann in diesem einen Ton, diesem einen Lauf, dieser Sequenz...

Besonders bei Improvisationen erlebe ich das so. Solange ich auch nur einen Gedanken an Harmonien verschwenden muß (was während der gesamten Einarbeitungszeit logischer Weise nötig ist...), klingt alles zwar korrekt, aber "Seelenlos".

Kann ich das Gehirn in Pause schicken, mich auf"s Fühlen und Hören konzentrieren, dann bekommt das Spiel plötzlich Leben...

Und dann ist der Ton, der Sound, die Stabilität und Wandelbarkeit der Klangfarbe plötzlich "ganz von selbst" das Wichtigste...denn damit und nur damit kann ich Emotionen transportieren.

Also ohne jede Frage ist der Sound die Seele des Spiels...

Und lange Töne sind scheinbar ein guter Weg dahin...vielleicht nicht der Einzigste...welche könnte es denn noch geben????


stromlose Grüße
:-s

Jazz ist, was ihr draus macht ;)
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Re: Tonqualität, lange Töne und anderes 30 Jun 2008 10:59 #58600

  • Musikus12
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Hallo Werner,

deine These, ein Stück auswendig zu lernen, um damit alle Streufaktoren auszuschalten und sich alleine auf den die Tonbildung zu konzentrieren, finde ich sehr interessant.

Ich werde das mal bei meinen Schülern ausprobieren. Wobie ich ein wenig befürchte, dass dann der Unterrichtsstoff leicht etwas einsilbig wird.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade heute die Schüler der Kurzlebigkeit unserer Zeit Tribut zollen, indem sie in Sachen Geduld (und damit Ausdauer) nicht so gut bei der Sache sind.

Wie bekommst du es hin, dass deine Schüler diesem "Zwang" nicht unterliegen??

Auf jeden Fall freue ich mich, dass auch zumindest noch ein zweiter meine These unterstützt, dass auch (wie ich ebenfalls bereits sagte: nicht als Ersatz sondern als Ergänzung) langsame Stücke zur Ansatzbildung sehr gut geeignet sind.

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Re: Tonqualität, lange Töne und anderes 30 Jun 2008 15:53 #58607

  • Waldi62
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Moin Moin,

glaube der Schlüssel heist hier Motivation.
Also die Art wie man etwas "verkauft", damit kann man viel bewirken.
Dazu kommt natürlich viel Geschick und Einfühlungsvermögen, zu erkennen wie man jemanden "erreichen" kann. Ich habe im Laufe der Jahre gemerkt´das ein transferieren in Bilder, die das gegenüber kennt da Wunder wirken kann.
Als Beispiel: Erklär mal nem Gas- und Wassermenschen Elektik...... Packt man den Stromkreis aber in seine Bilder, also ne Wasserleitung, hat er sofort ein Bild und versteht......
Und jeder hat irgendwas, das er versteht, oder noch besser was ihn interessiert oder faszieniert.
Mit dem Verständniss hat man die erste Brücke gelegt.

Gruss Waldi
Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann<br />und worüber zu schweigen unmöglich ist.<br /><br />Victor Hugo
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Re: Tonqualität, lange Töne und anderes 04 Jul 2008 19:53 #58726

  • riosax
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Oi.

zu dem Thema Tonqualität, Soundbildung und Longtones gibt es von Pete Thomas einen Interessanten Beitrag, der bei der Tonbildung mit Farbvisualisierungen arbeitet.

www.saxontheweb.net/Resources/Visualising.html

Mein Interimssaxophonlehrer, den ich z. Zt. während meines Aufenthaltes in Hamburg beanspruche, empfahl mir, während der Longtoneübungen mir die verschiedenen Vokale vorzustellen und im Mundraum zu formen, um so einen Klangunterschied in Beziehung zu den gedachten Vokalen herauszuhören.

LG
Riosax



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