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THEMA: Musiker als Ware

Musiker als Ware 05 Mai 2010 13:11 #90052

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Alle suchen ihn, die wenigsten finden ihn.

Oder haben sie ihn schon alle längst? Den eigenen Fingerabdruck, so spielen, wie kein anderer. Aus der Masse ragen? Selbstverwirklichung, Abgrenzung? Marktanteile? Profilierung?

Ich will mal etwas provokant nachhaken: ist der individuelle Ton wirklich das erstrebenswerte Ziel? Wofür ist er gut? Klingt nicht eh jeder anders? Oder klangen auf der anderen Seite früher nicht alle wie Lester Young? Für was ist der individuelle Ton gut? Was hat man für einen Ton, wenn er nicht individuell ist? Einen Massenton? Keinen Ton?

Ich persönlich finde den individuellen Ton nicht wichtig. Der individuelle Ton gehört in die Aera der Stars, das 20. Jahrhundert. Das kultige Abfeiern weniger Saxophonheroen gehört hoffentlich der Vergangenheit an.

Die Plattenfirmen bestimmen heute zum Glück nicht mehr in dem Maße wie früher, wer zu den Megaspielern gehört und wer nicht. Durch Youtube und andere Internetplattformen ist jeder sofort weltweit zu hören, jeder (sofern er auf dem richtigen Kontinent lebt, höhö) kann sich minütlich selbst verbreiten und vermarkten.

Der gewaltige Aufstieg des Jazz ist ein Zufall. Wäre eine andere Musik Anfang des letzten Jahrhunderts en vogue gewesen, wäre diese zur ersten 'Weltmusik' geworden. Der Aufstieg des Jazz ist direkte Folge der Entdeckung der Schallplatte.

Das Medium selbst war der Erfolg, nicht die Musik, die zufällig zur Geburtsfeier spielte. Das Medium Schallplatte war in den Händen derer, die sie herstellen konnten, der Schlüssel zur Vermarktung des Individuums. Wurde vorher die Arbeitskraft ausgebeutet, so ging es jetzt an die Ausbeutung der Persönlichkeit selbst. Das war nicht böse gemeint und in den Augen der Masse immer das Glück derer, die gerade am Sternenhimmel prangten.

Doch wie viele sind daran zu Grunde gegangen? Wie viele haben es nicht verkraftet, selbst die Ware zu sein, die es an jeder Straßenecke zu kaufen gab. Kaum einer war sich der grenzenlosen Entwertung, der die Künstler ausgesetzt wurden, bewusst. Keiner konnte fassen, warum mit dem Aufstieg, mit Reichtum und Anerkennung so viele Musiker viel zu früh starben. Ja, die Drogen, sagen sie.

Es waren und sind nicht die Drogen: gäbe es sie nicht, würden sich die gleichen Künstler anders umbringen. Es ist das Leid, seine Identität zu verlieren. Der individuelle Sound, millionenfach kopiert, ist Massenware. Wenn ich Norah Jones als Hintergrundmusik im Kaufhaus höre, wird mir schlecht. Sie hat damit zu kämpfen und ist schlecht geworden. Von einem Tag auf den anderen. Es war der Tag, an dem sie den Grammy bekommen hat. Auf der nächsten Platte, die ja schnell folgen musste, um den Grammy finanziell auszuschlachten, war ihr Zauber verflogen. The Thrill was gone.

Sie weiß darum und hat sich verändert. Ich bin froh, heute ihren individuellen Ton nicht mehr in jedem zweiten Werbeclip zu hören. Sie ist schlau und überlebt hoffentlich.


Das sind extreme Geschichten, denen kaum einer von uns ausgesetzt sein wird. Aber sie zeigen mir Mechanismen auf, die ich gerne hinterfrage. Sie hängen für mich ganz nah mit der Frage nach dem individuellen Ton zusammen.

Ich schlage vor, mehr zusammen zu musizieren; einen gemeinsamen Klangkörper zu schaffen, in dem sich das Individuum definieren kann und der es schützt.

(sorry, ab und zu muss das aus mir raus)
Letzte Änderung: 09 Mai 2010 11:02 von pue.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 13:41 #90054

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Hallo Pü,

da ist viel wahres dran. Nora Jones steht nicht alleine:

Amiy Winehouse, Pink, Jenifer Lopez, etc. etc.. Selbst Robin Williams
hat(te) damit zu kämpfen.

Man nuß dabei auch berücksichtigen, dass deren Karriere mit 16, 18, 20 Jahren begann.

Plötzlich steht ein junger Mensch, völlig unvorbereitet im Rampenlicht.
Wollte eigentlich nur gute Musik machen (sicher gibt´s auch die geplanten Karrieren, schlimmstenfalls von den Eltern gepusht.)

Alle wissen, was man zu tun oder zu lassen hat, was als nächstes kommt.
Da muß man schon eine ganz starke Persönlichkeit sein, um das durchzustehen.

Vielleicht bietet das Internet die Möglichkeit, das Vermarktungen wieder individueller und persönlicher werden und die Einflüsse der Mediencompanies schwinden.

Insofern hat das Thema "individueller Ton" zwei Komponenten:

1. Die Professionelle, s.o.
2. Die Persönliche

Die erste ist für mich nicht mehr relevant. Sax ist mein Hobby, soll Spass machen, vieleicht Freunde erfreuen, und gut ist. Für mehr reicht´s bei mir eh nicht.

Bei der pesönlichen Komponente ist mir ein "individueller Ton" völlig wurscht. Es soll schön klingen, mir gefallen, vielleicht auch noch denen, die mal zuhören. Ob´s dabei individuell ist oder nach Masse klingt ist mir persönlich nun aber auch sowqas von egal!!!

Spannendes Thema!

Liebe Grüße,

Dreas
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 13:52 #90055

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Hi,

das Thema hatten wir schon ab und an. Mir ist nicht ganz klar, wo das Problem sein soll, Individuum zu sein. Mit all den zugehörigen Konsequenzen.
Nicht diesen gequälten "ich-will-ich-sein" Blödsinn, die Suche nach einer Identität um jeden Preis, die oft genug nur darin besteht, Unterschiede herauszustellen, wo keine sind.
Sicher auch nicht das romantisch-heroisierende und bürgerlich verkrampfte "ich-gegen-die-welt". Das ist ein Missverständnis von Individualität.

Aber verzichten werden wir darauf nicht können. Es ist NICHT egal, wer die Geschichte erzählt, wenn sie nur erzählt wird. Es ist immer der singer und nie der song.

Das alles widerspricht in keiner Form dem gemeinsamen Musikmachen. Auf unterer Ebene kommen die angesprochenen Effekte sowieso nicht zum Tragen. Da ist niemand der geschützt werden muss, dessen Leib und Seele daran zerbrechen, dass er einfach nur ein Instrument spielt. Dass man zur Musik mehr als nur sich selbst benötigt, ist offensichtlich.

Auf höherer Ebene wird sich das Konzept vom Kollektiv nur in Ausnahmefällen durchsetzen, weil Musik als die direkteste Kunstform auch die direkteste Art der Identifikation verlangt. Die Produzenten stellen aus gutem Grund irgendwelche Pappnasen auf, die zu ihren Playbacks singen. Es ist so, wie es ist - und das ist kein Zufall.

Aber ebenso, wie nach Tucholsky Feuerländer keine Widerlegung der deutschen Grammatik sind, ist deswegen die Identifikation mit einem Individuum nicht a priori schlecht oder ablehnenswert. Wenn ich auf Individualität verzichten möchte, dann werde ich Fan von meinem zuständigen Finanzamt. Da kenne ich auch niemand persönlich. :S

Ohne Identifikation gibt es Entwicklung des heranwachsenden Kindes, des Lernenden. Nichts von alledem kann man abstrakt sehen. Und nichts davon kann das Kollektiv ersetzen. Ich kann mich in eine Gruppe auch nicht verlieben. Hassen kann ich sie vielleicht. Das sagt doch schon alles.

Tatsächlich bietet ein Kollektiv Schutz für den Einzelnen. Aber gerade das macht mich immer wieder misstrauisch. Kollektive - oder die große Masse, um es gleich zu maxinmieren - sind amorph, nicht greifbar und im Zweifelsfall als Gruppe nicht verantwortlich für die Handlungen der Einzelnen darin, während die wiederum nichts mit den Handlungen der Gruppe zu tun haben wollen, wenn's schief läuft.

Man kann Leid nicht dadurch minimieren, dass man auf Individualität verzichtet. Man schafft es in vielen Fällen erst. Linkshänder zu sein, war noch vor wenigen Jahrzehnten so individuell, dass man es einer Gesellschaft nicht zumuten wollte und die Kinder dazu gequält hat, Rechtshänder zu werden. Vereinheitlichung bringt genauso viel Leid wie ihr Gegenteil.

Ich rede ausdrücklich nicht einem Individualismus das Wort, der in einem grenzenlosen Egoismus und Solipsismus alle anderen zur dummen Statisterie degradiert, der die Gemeinschaft nur benutzt, statt ihr im selben Maße zu dienen.

Individualität ist nichts, was man will, sondern etwas, das man automatisch besitzt (Sprechen, Denken, körperliche Merkmale). Und erst im Kontakt mit anderen Wesen wird man zum Individuum.

Wo dies nicht klar ist, wo Menschen zu Gruppen zusammengefasst werden, wo Hutu und Tutsie aufeinander losgehen, weil sie Hutu und Tutsie sind, da sind tausend Tote eine amorphe und letztlich belanglose Masse. Der Verzicht auf Individualisierung ist der Tod des Mitleids, der Tod des Mitempfindens. und letztlich der Tod einer Gesellschaft überhaupt, welche jedem Einzelnen das Recht zur Existenz zubilligt und zubilligen muss.

Ging jetzt ein bisschen weiter. Aber das Thema reizt mich immer iweder zu umfangreichen Kommentaren.
next time you see me...
Letzte Änderung: 05 Mai 2010 13:59 von bluemike.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 14:01 #90056

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*Without individuality can the people take everything as if he had not been!
My sound is all the can not take me!*


#Aus: `Just fight for your life` Buechmann Möller

Lester Young
Letzte Änderung: 05 Mai 2010 23:58 von hwp.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 14:06 #90057

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Also für mich ist Individualität definitiv nichts schlechtes.

Ich wage sogar zu behaupten, dass große Künstler immer nur dann große Künstler waren, wenn sie auch große Individualisten waren.

Und das hat überhaupt nichts mit unser heutigen (Medien-)gesellschaft zu tun. Beethoven, Ravel, Munch, Picasso, Monet, alles große Individualisten!

Auch da hatten viele mit psychischen Problemen, Alkoholismus, Depresionen zu kämpfen.

Die Frage ist, wann, wie und unter welchen Umständen ist mir die Individualität wichtig.

Ein ambitionierter, junger Musiker, Saxophonist, sucht sicher mit recht seinen "eigen Ton", seinen Stil. Als Prof kann er sich dann von seinen Konkurrenten differenzieren (im Marketing heißt das so schön USP: "Unique Selling Preposition")

Nur ich als Hobbymusiker entwickle an der Stelle keinen Ehrgeiz, wozu auch?

Beste Grüße,

Dreas
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 14:32 #90058

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Hi,
Ein ambitionierter, junger Musiker, Saxophonist, sucht sicher mit recht seinen "eigen Ton", seinen Stil. Als Prof kann er sich dann von seinen Konkurrenten differenzieren (im Marketing heißt das so schön USP: "Unique Selling Preposition")

ich glaube, man muss das ein wenig umdrehen: Wenn man lange genug spielt, findet man seinen Ton. Egal ob Amateur oder Profi. Und der passt dann, so wie einem seine Sorte Tee passt, sein Pfeifentabak, seine Lieblingstasse. Ich glaube, das bewusste Suchen ist der Punkt, wo vieles schief läuft.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 14:50 #90060

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bluemike schrieb:
Hi,
Ein ambitionierter, junger Musiker, Saxophonist, sucht sicher mit recht seinen "eigen Ton", seinen Stil. Als Prof kann er sich dann von seinen Konkurrenten differenzieren (im Marketing heißt das so schön USP: "Unique Selling Preposition")

ich glaube, man muss das ein wenig umdrehen: Wenn man lange genug spielt, findet man seinen Ton. Egal ob Amateur oder Profi. Und der passt dann, so wie einem seine Sorte Tee passt, sein Pfeifentabak, seine Lieblingstasse. Ich glaube, das bewusste Suchen ist der Punkt, wo vieles schief läuft.

Klar entwickelt sich da immer was automatisch. Auch ich werde meinen "eigenen Ton" haben. Letztlich sind wir mit allem was wir tun irgendwo "einzigartig".

Aber meinst du nicht, dass die großen Musiker oder Maler ganz bewußt an ihrem Stil gearbeitet haben und den zur Unverwechselbarkeit entwickelt haben? Klar sind da auch viele gescheitert. Aber gehört das nicht dazu?

Beste Grüße,

Dreas
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 15:09 #90061

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Hi,

natürlich gibt es das. Von Picasso weiß man, dass er immer wieder neue Stile gesucht hat. Schönbergs Suche nach einer neuen Ausdrucksweise führte ihn willentlich zur Dodekaphonie. Noch dazu kommentierte er das damit, dass solchermaßen die deutsche Musik für die nächsten hundert Jahre überlegen sein werde.

Aber bei Musikern ist es meist so, dass sich eine erworbene Stilistik nur noch in einem gewissen Rahmen ändert. Man kann das nicht wechseln wie die Hemden. Ich glaube, das so etwas ganz natürlich wächst, wenn man es lässt. Freiwilligkeit und Engagement immer vorausgesetzt.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 15:11 #90062

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Ich spreche nicht gegen das Individuum, im Gegenteil. Das Individuum ist das höchste Gut. Ich selbst für mich an erster Stelle. Nur darf ich nicht vergessen, dass sich mein Individuum erst in der Gruppe definiert. Ist die Gruppe weg, gibt es auch kein Individuum, dass sich von anderen abgrenzen kann. Ich bin von vorne herein individuell. Jedes Baby ist schon im Mutterbauch Individuum. Man müsste einem Saxophonanfänger diese Individualität erst mal nehmen. Das tun sie aber nur den großen.

Lester Young: sie haben ihm alles genommen und zu allererst seinen Sound. Nicht nur die copycats, wie er andere Musiker nannte, sondern vor allem die copyrats, die aus diesem Sound das große Geschäft gemacht haben und sich einen Scheißdreck drum kümmerten, was mit den leiblichen Überresten des Menschen Lester Young geschieht.

aus Wikipedia:
...Ein längerer Krankenhausaufenthalt ab November 1955 brachte nur eine vorübergehende Besserung seines zerrütteten gesundheitlichen Zustands. Die letzten Verve-Sessions für Granz geben davon ein Zeugnis ab: Die Doppelsession vom 7. und 8. Februar fand kurz nach seinem Aufenthalt im New Yorker Kings County Hospital statt. Ihm, dem 49-Jährigen, wurde gesagt, wenn er nicht sofort mit dem Trinken aufhöre, wäre er bald tot, dennoch hörte er nicht auf. Hinzu kam eine mangelnde Widerstandskraft aufgrund einer Unterernährung. Es schmerzt, die meisten Aufnahmen dieser Session anzuhören, aber der eröffnende Klarinetten-Chorus auf They Can’t Take That Away from Me ist das letzte großartige Dokument seiner Aufnahmekarriere: „Vorsichtig, tastend, unerhört sich windend.“[Gelly 2] 1957 spielte er noch einmal mit dem Count Basie Orchester auf dem Newport Jazz Festival; im Dezember begleitete er noch einmal Billie Holiday bei der Fernsehaufzeichnung von Fine and Mellow.
Währenddessen war auch seine dritte Ehe in die Brüche gegangen. Seine Probleme waren für jeden offensichtlich. Er wohnte ab Frühjahr 1958 nicht mehr in seinem Haus, sondern im Hotel Alvin direkt gegenüber dem Musikertreffpunkt Birdland (an der Ecke der 52. Straße und des Broadway), wo sich eine Frau um ihn kümmerte. Er zeigte zwar Zeichen von Erholung und spielte im Juli in Newport mit Jack Teagarden, hatte aber immer wieder Rückfälle. Meist war er in seinem Hotelzimmer, wo er bis zu drei Flaschen Gin am Tag trank und mit Vorliebe Sinatra Platten hörte. Bisweilen war nicht zu übersehen, wie betrunken er in einem Stuhl gegenüber dem Club saß und sich vorstellte Saxophon zu spielen.
Schließlich besuchte er – u. a. mit den Birdland All Stars – 1959 Paris und hatte im Blue Note-Club einen katastrophalen Auftritt. Ben Benjamin, der Chef des Clubs berichtet: „Lester war sehr krank, als er für mich spielte. Er war fast apathisch. Er wollte nach Hause fahren, weil er, wie er sagte, mit den französischen Ärzten nicht sprechen konnte. Er hatte ein Magengeschwür und ich glaube, er trank etwas zuviel... .“[Berendt 2]
Lester Young kehrte völlig erschöpft nach New York zurück. Kurze Zeit später entdeckte ihn eine Freundin in seinem Hotelzimmer im Koma. Er starb an Herzversagen, letztlich aber an den Folgen seiner Alkohol- und Drogenabhängigkeit und den verschiedenen Krankheiten, die in den Jahren zuvor seine Gesundheit untergraben hatten. „Prez“ erlitt das Schicksal anderer großer Jazzmusiker wie Charlie Parker oder Billie Holiday, die wenig später nach ihm starb; diese erlitt bei Erhalt der Nachricht von Youngs Tod einen Zusammenbruch. Auf der Fahrt zur Beerdigung äußerte sie zu Leonard Feather, dass sie wahrscheinlich die nächste sei.

Ich verehre Lester Young, aber ich glaube, er hat sich vertan mit seinem Ausspruch. Sie haben ihm sein Heiligstes genommen. Weil man Individualität nicht kopiert. Das ist absurd, paradox. Sie geht bei drauf.
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Der individuelle Ton 05 Mai 2010 15:24 #90063

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Hi,
Man müsste einem Saxophonanfänger diese Individualität erst mal nehmen. Das tun sie aber nur den großen.

diesen Satz verstehe ich nur mäßig. Wie soll man das tun?


Zum Exkurs über Lester Young: Tatsächlich war er eine tragische Figur und ein großer Künstler. Aber Tragik gibt es eben nicht nur bei den Großen und Glück nicht nur irgendwo darunter. Nur interessiert es eben keinen, wenn Hans-Erwin Mayer sich totsäuft, weil er weder Singen, noch Saxophon spielen, noch Rappen noch komponieren konnte, sondern nur Fliesen legen und an seiner familiären Situation zerbrochen ist.

Ich glaube nicht daran, dass Künstler wahnsinnig, versoffen, kaputt sein müssen. Es gibt genügend Gegenbeispiele. Dizzy Gillespie und viele andere.

Allerdings glaube ich auch, dass die Beschäftigung damit, Schönheit (oder Emotion oder gesellschaftlich relevante Aussage) zu schaffen in unserer (aber wohl in fast jeder) Gesellschaft Kraft kostet und Körper wie Geist unter Stress setzt, wenn man auch noch davon leben muss.
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