1915 Verkauf der Firma C.G. Conn

GreenleafLTD. Gravur Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt: Am 17. August 1915 setzt Charles Gerard Conn sich zur Ruhe und verkauft die Firma an Carl Dimond Greenleaf (1876-1959). Zu diesem Zeitpunkt wurde das Stammkapital auf 1.000.000 $ festgelegt. Eine zu dieser Zeit unglaubliche Summe. Greenleaf wurde Hauptaktionär und die Firma C.G. Conn wurde umbenannt in C.G. Conn Limited. Alle Instrumente erhielten von nun an eine neue Gravur und die Prospekte und Kataloge wurden entsprechend geändert. Instrumente mit der Gravur C.G. Conn Ltd. wurden somit ab 1915 gefertigt. Greenleaf selber hatte keine Ahnung von Musikinstrumenten, war aber ein ausgezeichneter Geschäftsmann. 1917 hatte die Firma bereits 550 Mitarbeiter. Greenleaf hatte die Produktion ein wenig automatisiert und konnte somit die hohe Fertigungsqualität garantieren.

Maschiniesierung


Die zwanziger Jahre "Das Saxophon"

Zu Beginn der zwanziger Jahre bemerkte Greenleaf, dass nur ca. 100 Saxophone pro Monat die Fabrik verließen. Das Saxophon jedoch war buchstäblich in aller Munde und sollte schnell zu dem Instrument der 20er Jahre werden. Greenleaf erhöhte die Produktion der Saxophone. Fast sofort schlug das Saxophon alle Umsatzrekorde und wurde so zum rentabelsten Instrument der Conn Produktpalette. In nur zwei Jahren wurde die Produktion nahezu verfünfzigfacht. Statt, wie noch 1920, ca. 100 Saxophone pro Monat produzierte man nun 150 Stück pro Tag, also ca. 4.500 pro Monat. Die Conn Ltd. bot sämtliche Baureihen an: E-Flat Soprano und Bass, sowie das erste amerikanische Contrabass-Sarrusophone (1921), dass an Stelle des Contrabass-Saxophones angeboten wurde. Zu dieser Zeit wurde der amerikanische Saxophonmarkt nahezu komplett von Conn und Buescher beherrscht. Buescher war ebenso wie Conn in Elkhart ansässig und Gus Buescher war ein ehemaliger Mitarbeiter Conns, der sich zur Saxproduktion selbständig gemacht hat. Man kann sagen, dass der komplette amerikanische Saxophonmarkt nun von nur fünf Männern komplett beherrscht wurde: Carl Greenleaf, Gus Buescher und die Wurlitzer Corporation, die durch drei nicht näher beschriebene Herren geführt wurde. 1919 führte Conn als erstes Tonbohrungen nach dem Patent von Williams Hayens von 1914 durch "rolled Tonholes". Auch konnte man bei Conn nun Saxophone in den Farben Purpur, Rose, Grün, Blau, Schwarz-Silber oder Weiß-Gold bekommen. Zum Ende der zwanziger Jahre verlor Conn nach und nach seine marktbeherrschende Position. Um dem entgegen zu wirken, stellte man weitere Bauformen vor, wie das F-Mezzo-Sopran, ein verbessertes B-flat Sopran und dem hier abgebildeten Conn-o-Sax. Das Conn-o-Sax war eine Mischung aus Saxophon, englischem Horn und dem Heckelphone, welches auf dem Patent von C.G. Conn aus 1913 basierte. All diese Instrumente verschwanden aber während der folgenden Wirtschaftskrise, die durch den Börsensturz ausgelöst wurde, da die Nachfrage mangels vorhandener finanzieller Mittel der Käufer drastisch sank. Tisch mit Perlmutt

Links: Mit Perlmutt eingelegten "Taster" auf einem Gold-lackierten New Wonder Modell, das 18M-Sopranosaxophone Baujahr 1926 ( nationales Musikmuseums- Katalognr.. 5661). Rechts: Detail des gerändelten G-sharp "Tasters" auf dem goldlackiertem New Wonder Modell 10M-Tenor-Saxophone, Baujahr1927 (Katalog Nr. 5664). Beide Saxophone wurden dem Museum von John Powers, Carbondale, Kolorado, 1993 gespendet. Fotographien durch Simon R. H. Spicer. © copyright 1997 des durch das nationale Musikmuseum.

 

 


Ende der Zwanziger Jahre

Gus Buescher vertrat die Meinung, dass alle Produzenten Amerikas nicht in der Lage seien, den Bedarf an Saxophonen zu decken. Greenleaf jedoch war da anderer Meinung und begann, weiter zu expandieren. Trotz des Börsenkraches hatte Conn genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, diesen Rückschlag aufzufangen und weiter zu investieren.Conn Fabrikgebäude IV 1929/30 kaufte Greenleaf Ludwig & Ludwig (percussion), Carl Fischer's Musical Instrument Department und die Soprani Company (accordions). Bereits 1927 kaufte er die Elkhart Band Instrument Company. Ebenso übernahm er die Leedy Company und 49,9% der H. u. A. Selmer. Die Conn New York arbeitete nun mit der H. u. A. Selmer Company eng zusammen. 1930 kamen noch die Continantal Music Company und die Pan American Band Instrument Company hinzu, die Carl Greenleaf bereits 1917 gründete, um Schülerinstrumente zu produzieren. All diese Firmen produzierten nun Saxophone. Die Conn Ltd. war die größte Firma der Welt dieser Art. Carl Greenleaf strich sämtliche Subventionierungen von Künstlern, die ihre Namen auf den Conn-Instrumenten verewigt lassen hatten. Er eröffnete in mehr als dreißig Hauptstädten der USA und Kanada Niederlassungen mit Lagermöglichkeiten. Diese waren meistens recht unrentabel und wurden bald wieder geschlossen. Dies waren alles Maßnahmen, um der Nachfrage nach Saxophonen gerecht werden zu können und um zu gewährleisten, dass Conn der Marktführer vor allen anderen blieb. Der Saxophone-Hipe hielt an und trotz Conns ehrgeizigen Bemühungen, der Marktführer zu bleiben, gab es noch eine ganze Reihe anderer Hersteller, die in Amerika Saxophone herstellten und ihm Konkurrenz machten. Sehr erfolgreich taten dies Buescher, Martin, King und Holton. Lyon&Healy produzierte nur kurz eigene Instrumente und verlegte sich danach wie auch Wurlitzer auf den Vertrieb von Stencils. Stencils wurden noch von einer Vielzahl anderer Firmen vertrieben. Sie alle produzierten jedoch nie eigene Instrumente, sondern ließen diese von Conn, King, Buescher oder Martin fertigen, versahen sie mit ihrer eigenen Gravur und bekamen so ebenfalls etwas von dem großen Kuchen ab. Martin und King spielten während dieser Zeit eine eher untergeordnete Rolle auf dem Saxophonmarkt. Trotzdem sind auch diese beiden Hersteller berühmt für ihre Saxophone geworden. Trotz der enorm starken Position der Conn Ltd. gab es für alle genug zu verdienen und die Nachfrage war kaum mehr zu decken.

Bis zum zweiten Weltkrieg lief es zunächst für alle hervorragend.


Der zweite Weltkrieg

Conn Firmenpräsenz

Im August 1942 wurde die Produktion von Musikinstrumenten für den Zivilgebrauch eingestellt. Lediglich für Militärbands durften die Produktionsanlagen weiterhin Instrumente herstellen. Von nun an produzierte Conn Kompasse, Höhenmesser, Kreiselkompasse, Horizontanzeigen und andere Geräte, die für den Krieg benötigt wurden. Von Herbst 1942 bis 1946 produzierte Conn keine Instrumente für den privaten Gebrauch. Die Händler wandten sich zwangsläufig von Conn ab und deckten ihren Bedarf bei anderen Herstellern. Die Rückumwandlung von der Kriegsproduktion in die ursprüngliche Friedensproduktion verzögerte sich noch bis in den Februar 1947. Zwar wuchs Conn auch während der Kriegszeiten weiter, aber die Firma konnte ihre Vormachtstellung als Band-Instrumentenhersteller nie wieder erreichen, da der Kuchen in den vergangen 5 Jahren anders aufgeteilt wurde und keiner so richtig einsah, nun alles wieder an Conn zu verlieren. In den folgenden Jahren produzierte Conn wieder wie vor dem Krieg sämtliche Instrumente, teilte sich aber den Markt mit den anderen.

Mittlerweile war Carl Greenleaf in den Ruhestand getreten und übergab die Conn Ltd. an Paul Gazlay (1897-1966). Doch bereits 1958 übernahm Leland B. Greenleaf (1958-1969), der Sohn von Carl Greenleaf, die Conn Ltd.. Unter Leland wurde das 1.000.000 Messinginstrument gefertigt.


1960, das war es!

Ca. 1960 begannen Selmerinstrumente in den USA Fuß zu fassen und Conn geriet unter Druck, die Saxophone günstiger herzustellen. Dies ging auf die Qualität, die Nachfrage nach Conn-Saxophonen ging zurück und wieder waren Einsparungen für weiteren Qualitätsverlust verantwortlich. In anderen Bereichen war Conn weiterhin erfolgreich, nur der Sektor Saxophone wollte nicht mehr so wirklich in Schwung kommen und man konnte einfach nicht mit den günstigen Instrumenten aus Europa und den aufkommenden asiatischen Instrumenten mithalten. Man produzierte aber weiterhin Saxophone. Qualität und Ruf waren allerdings auf einen Tiefpunkt gesunken. Die Instrumente galten nunmehr nur noch als Schülerinstrumente. Mit Leland Greenleaf ging eine 54-jährige Greenleaf Geschichte zu Ende, die mit der Firma Conn Ltd. fest verbunden war. Aber auch die Geschichte Conn als eigenständige Firma wurde im April 1969 zu Ende geschrieben. Im April 1969 ging die Conn Ltd. mit einem geschätztem Wert von 35.000.000 $ an die Crowell-Collier MacMillan Company. In der Zeit von 1969 bis 1980 wurde die Conn Ltd. Stück für Stück verkauft und aufgeteilt. Noch immer aber stellte Conn eine gewaltige Firma dar und 1980 wurden die "Reste" an Daniel Henkin verkauft.

Niemals zuvor wurde ein derartiges Multi-Millionen-Dollargeschäft mit einer einzelnen Person abgeschlossen; es waren zuvor immer Firmen, die derartige Verträge unterzeichneten.


1980 Die versuchte Rettung. Henkin erwarb folgende Firmen:

  • C. G. Conn Ltd. (Lombard, Illinois) Conn. Brasswind Co. (Abilene, Texas) Slingerland Drum Co. (Niles, Illinois) Scherl & Roth (Cleveland) Artley, Inc. (Nogales, Arizona) Continental Music Distributors (Atlanta) The Productos Musicales, S.A. (Sonora, Mexiko) Camex, S.A. (Sonora) Goshen Case Co. (Goshen, Indiana)
  • Coin Art Manufacturing (Nogales)

Henkin hatte sich zum Ziel gesetzt, Conn wieder in Elkhart herzustellen. Er kaufte 1981 zusätzlich noch die W.T. Amstrong und 1985 die King Musical Instruments hinzu (beide ebenfalls bekannte Hersteller von Saxophonen in den USA).


1985 Das endgültige Ende ?

Doch aus gesundheitlichen Gründen und, Zitat: "um ein freier Mann zu werden", verkaufte Henkin die Holding 1985 an das schwedische Konglomerat Skäne Gripen. Nur die Slingerland Drum Co. blieb in seinem Besitz.

Hier ist eigentlich die Geschichte Conn's zu Ende. Es wird nichts davon übrigbleiben, außer der Name Conn!

Es wurde die United Musical Instruments (UMI) (nicht mehr existent) gegründet und diese noch im gleichen Jahr an eine Investorengruppe verkauft.

Umi, unter deren Dach nun unter anderem Amstrong, Conn und King weitergeführt wurden, reorganisierte die doch arg angeschlagenen Firmen und teilte die Produktionsstätten nach Instrumenten auf. Saxophone und Klarinetten werden nun in Nogales (Arizona) gefertigt und man hat versucht, die Qualität wieder anzuheben. Dies scheint zu gelingen. Doch haben die heutigen Conn Saxophone nichts mit den Saxophonen gemeinsam, die noch bis ca. 1955/60 hergestellt wurden.

Conn stellte 1888 das erste Saxophon auf amerikanischen Boden her und bestimmt die Geschichte des Saxophones in Amerika maßgeblich mit. Einige legendäre Saxophone stammen von Conn und insgesamt war Conn wohl von ca. 1920 bis 1960 die weltgrößte Firma dieser Art. Doch wie auch Buescher, King und Martin hielten sie letztendlich nicht dem Druck der Saxophone aus zunächst Europa und dann aus Asien stand.

2004 und weiter

Auch die UMI strich die Segel und Conn Saxophone werden nunmehr unter dem Label der Conn-Selmer Inc. verkauft. Hier finden sich mittlerweile die Überreste nahezu aller ehemaligen, saxophonherstellenden, amerikanischen Firmen, sowie viele andere von Heute. Die Conn-Selmer Inc. ist ihrerseits allerdings eine Tochtergesellschaft der Steinway Musical Instruments, Inc. Der SMI Inc. gehört damit nahezu der gesamte amerikanische Markt an Blech- und Holzblasinstrumentenproduzierenden Unternehmen mit Produktionstätten in Elkhart, Indiana, Eastlake Cleveland, Ohio; Monroe, North Carolina; LaGrange, Illinois; und Elkhorn Kenosha, Wisconsin. Und G. Leblanc Cie in La Couture-Boussey, Frankreich. Die allermeisten Namesrechte und die Produktionsstätten gehören aber nach wie vor der Conn-Selmer Inc.

Zur SMI Inc. gehören unter anderem: (hier nur die relevanten Saxophonhersteller gelistet)

  • Armstrong (Flöten)
  • C.G. Conn (Saxophone, Trompeten und und und )
  • King (Blechblasinstrumente)
  • Holton (Blech, siehe LeBlanc)
  • Leblanc ( Klarinetten, Blech und Saxophone unter den Namen Vito und Yanagisawa)
  • Martin (keine Produkte gefunden, siehe LeBlanc)
  • Noblet (keine Produkte gefunden, siehe LeBlanc)
  • Selmer ( Holzblasinstrumente)
  • Vito (Saxophone siehe LeBlanc)
  • Yanagisawa (Saxophone siehe LeBlanc)

Amerikanische Saxophone spielen heute keine Rolle mehr. Saxophone aus Europa wie Selmer und Keilwerth oder Asien (z.b. Yamaha und Yanagisawa) geben weltweit den Ton an. Wer heute ein Saxophon kauft, wird zu einem der vier eben genannten Hersteller greifen oder aber entscheidet sich für ein Vintage-Saxophon aus der goldenen Ära des Saxophones; für ein Saxophon, das Klang und Geschichte in einem vereint.

Vielleicht für eines von Conn?

 

Die Fotos dieses Artikel stammen mit freundlicher Genehmigung von Dr. Margret Downie Banks; Curator of Musical Instruments and Professor of Museum Science. Ich möchte daher auf folgende Webseiten aufmerksam machen Museum Website: www.usd.edu/smm, Personal Website: www.usd.edu/~mbanks, Conn History Website: www.usd.edu/~mbanks/CONTENT.html

 

Zuletzt aktualisiert am Freitag, 17. August 2012 13:15

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