Das Comeback
Der Dornröschenschlaf dieser Saxophone hat fast 50 Jahre gedauert. Wenn man die Verkäufe (z.b. Ebay) und die Preise bei Saxophonhändlern über die letzen paar Jahre verfolgt hat, kann man zweifelsfrei feststellen, dass sich die C-Melodys wachsender Beliebtheit erfreuen, und das ist auch gut so. Immer mehr Saxophonisten entdecken dieses wunderbare aber verkannte Instrument wieder. Viele Sammler versuchen eher ein paar gute C-Melodys zu bekommen, ehe sie ihre Sammlung mit Es oder Bb Instrumenten vervollständigen. Dies liegt unter anderem auch an der vergleichbar geringen Stückzahl. Es wurden zwar sehr viele Instrumente damals innerhalb kurzer Zeit produziert, aber die Produktion wurde komplett eingestellt. Alles in allem wurden ca. 170.000-200.000 C-Melody Saxophone und nur ca. 20.000 - 40.000 C-Soprane hergestellt, was im Vergleich zu hergestellten Bb- und Es-Modellen verschwindend gering ist. Es sind also richtige Raritäten, genau wie die Basssaxophone, wobei man das Glück hat, dass sie meistens noch sehr gut erhalten sind.
Man wird vielleicht fragen, wie wir auf die Zahl kommen. Wenn man in den alten Katalogen der Big 4 sucht, ab wann sie C-Melodys mit ins Sortiment genommen haben und dann von einem Bauende von ca. 1935 ausgeht, hat man schon mal die Zeitspanne.
Wenn ich jetzt die Anzahl der gesamten produzierten Instrumente dieser Zeit nehme, habe ich schon mal einen guten Ansatz. Wobei manche Hersteller in ihren Seriennummernlisten alle Bandinstrumente (Holz und Blech) zusammengefasst haben. Ca. 2/3 der Gesamtproduktion entfiel auf Alto und Tenor Saxophone. Das letzte Drittel auf C-Melody, Sopran, C-Sopran, Bariton etc. Nimmt von diesem Drittel den größeren Teil, so kommt man auf diese Zahl. Mir ist zwar klar, dass sie nicht 100% stimmt, aber es kommt dem Ganzen schon sehr nahe.
In manchen Artikeln liest man, dass es C-Melody Saxophone wie Sand am Meer gäbe. Das halte ich persönlich für nicht wahr. Es wurden zwar recht viele in kurzer Zeit produziert, aber dann war Ende. Es gab keinen Nachschub mehr. Alle anderen Bauformen wurden teilweise bis heute millionenfach hergestellt (Alto/Tenor), C-Melodys nicht. Wenn man eins hat, sollte man gut darauf aufpassen. Es ist nicht nur ein wunderbares Instrument, sondern auch ein Sammlerstück. Dies bemerken immer mehr Saxophonspieler. Man kann es an den Preisen für C-Melodys über die letzten Jahre verfolgen.
Die Industrie hat auch das wachsende Interesse an diesen Instrumenten bemerkt. Früher war es sehr schwer, Mundstücke oder Reeds für diese Saxophone zu bekommen, heute gibt es mindestens sechs Hersteller, die wieder Mundstücke ins Programm aufgenommen haben (z.B. Zinner, Runyon, LeBlanc, Morgan). HWP, hier auf Saxwelt tätig, fertigt auf Anfrage reine C-Melodymundstücke. Meistens kann man sie mit normalen Tenorreeds spielen. Die neuen Mundstücke geben den C-Melodys einen offeneren klareren, lauteren Klang. Es ist definitiv ein Instrument, das dem Spieler sehr viel Variationsfreiheit lässt. Klingt es in den tieferen Lagen fast wie ein Tenor, so hört es sich in den höheren Lagen eher lyrisch wie ein Alto an. Je nachdem, mit welchem Mundstück man es spielt, kann man es mehr in die eine oder andere Richtung bringen. Man kann diese Saxophone auch sehr gut mit einem Alto oder Tenor Mundstück spielen. Ein Alto Mundstück ist ca. in A gestimmt, ein Tenor in G, das C-Melody liegt mit G# genau dazwischen. Man kann diese geringe Differenz sehr gut mit dem Ansatz und der Position des Mundstückes auf dem Kork ausgleichen. Am Besten funktioniert es allerdings mit einem Tenormundstück.
Eine kleine Anmerkung zu den Mundstücken. Alte originale C-Melodymundstücke spielt man am besten mit Bass-Klarinetten Reeds. Es ist zwar ein Kompromiss, aber es passt am besten. Alto Reeds sind oft zu schmal und Tenor Reeds oft zu lang.
Wenn man ein C-Melody mit einem modernen Mundstück spielen möchte, dann sollte man darauf achten, dass es eine geringe Einlaufwölbung und eine mittlere bis große Kammer hat. Diese Konstellation passt am besten zur Bauweise der Saxophone.
Bei C-Melodys mit einem Microtuner ist die ganze Sache etwas schwieriger. Dadurch, dass man das Mundstück nicht so weit auf den Kork schieben kann, sollte es eine maximale Gesamtlänge von 90-92mm haben.
Es gibt auch wieder Firmen, die spezielle Koffer für diese alten Saxophone herstellen (z.B. DEG und Allied). Dies würde bestimmt nicht geschehen, wenn kein Markt für diese Saxophone da wäre.
Meine persönliche Meinung ist, dass man diesen Saxophonen Unrecht tut. Sie gehören für mich genauso in die Aufzählungen von Saxophonen wie ein Sopran, Alto, Tenor oder Bariton. Sie verdienen auch ganz gewiss ihren Platz unter den begehrten Vintages aus den 20iger und 30iger Jahren. Es sind wunderbare Instrumente, die irgendwann einmal ganz verschwunden sein werden, weil ihre Anzahl stetig abnimmt. Es gibt einfach keinen Nachschub mehr. Ich habe ja insgeheim immer noch die Hoffnung, dass irgendein Hersteller die C-Melodys wieder aufleben lässt.
Diese Zahl mit knapp 200.000 Stück ist eine Schätzung. Sie bezieht sich auf die gesamte Zeit seit der Erfindung des Saxophones und verteilt sich auf sämtliche Hersteller. Alt und Tenor wurden bis heute millionenfach produziert, da ist 200.000 wahrlich eine enorm kleine Zahl. Wenn man davon ausgeht, dass viele dieser Saxophone zerstört wurden, werden C-Melodys zukünftig zu begehrten Sammlerstücken werden.
Zuletzt aktualisiert am Samstag, 19. Juli 2014 22:46