Das Bepolstern und Zusammenbauen

Wie bestimmt schon einmal erwähnt, richten wir uns beim zusammenbauen und bepolstern nach dem Bau des entsprechenden Saxophons. Auf keinen Fall wird eine Mechanik so verbogen, dass ein Polster danach schon deckt oder eben die Höhe hat wie man es so schön finden würde.

Begonnen wird mit der F-Klappe der rechten Hand. Um abschätzen zu können, wie dick das Polster werden muss ist es sinnvoll, die Klappe erst einmal nackt einzubauen. Dann kann ich die dicke des Polsters ermitteln, indem ich die Klappe entsprechend so festhalte, dass der Deckel parallel zum Tonlochkamin steht. Durch Augenmaß lässt sich somit ersehen, wie dick das Polster werden müsste. Folgend baue ich die Klappe wieder aus und lege erst einmal das Polster so in den Deckel. Dabei lässt sich dann abschätzen wie viel von dem Heisskleber, Siegellack oder Schellack benötigt wird, um die richtige Höhe zu erreichen.

Achtung: Beim verwenden der diversen Kleber, die erhitzt werden, besteht Verletzungsgefahr, wenn zum Beispiel das Klebemittel auf die Hand tropft.

Danach wird dann der Kleber in den Deckelboden gegeben, was zum Beispiel mittels einer Lötlampe gemacht werden kann. Als Unterlage ist ein Brettamboss sehr hilfreich. Darauf kann dann notfalls der Kleber tropfen ohne etwas kaputt zu machen, oder aber die Klebestange zum auskühlen abgelegt werden. Bei Heißkleber bin ich versucht diesen relativ flüssig zu belassen, wenn ich dann das Polster auflege. Bei einem sehr flüssigen Zustand wird eine Ideale Klebewirkung zwischen Deckelboden und Polster erreicht. Danach baue ich die Klappe wieder ein.

Nun kann mit einer Ausleuchtlampe nachgesehen werden, ob dass Polster deckt, bzw. an welchen Stellen es noch offen steht. Dies geschieht, in dem man den Deckel leicht zudrückt und guckt, an welchen Stellen Licht durchscheint. Mittels eines Brennbleches kann das Polster nun so geschoben oder gezogen werden, oder aber auch der Kleber unter dem Polster verteilt werden, dass die Klappe deckt. Dafür muss dann noch einmal das Polster erwärmt werden.

Achtung: Bei Klappen mit Kunststoff als Perlmut Ersatz, muss der Kunststoff geschützt werden, damit er nicht schmilzt.

Nun kann ich das Polster mit dem Einbrennblech in entsprechendem Durchmesser der Polstergröße und dem Innendurchmesser des Resonators schieben, oder aber durch Druck den darunter befindlichen Kleber verteilen, bis dass Polster gerade im Deckel liegt und auch den Tonlochkamin abschließt. Dies sollte bei einem leichten Fingerdruck der Fall sein! Wichtig ist hier, dass der Deckel, wenn das Polster denn endlich deckend ist, absolut parallel zum Tonlochkamin steht. Das sollte aus jeder zu sehenden Perspektive im Idealfall so sein. Dadurch wird ein gleichmäßiger Druck auf das Polster gewährt, welches dann eine lange gute Deckung erreichen wird. Dieser Vorgang wird Prinzipiell mit jeder weiteren Klappe so wiederholt, dass eine erneute Erklärung hier nicht wiederholt werden muss.

Meine Vorgehensweise in der Reihenfolge des Bepolsterns ist wie folgt:

  • rechte Hand: F, E, D, Fis, je nach Instrument auch der Drücker für den Eb-Triller in der rechten Hand
  • Gis-Klappe
  • linke Hand: Cis, H, B, A, G
  • Palm Keys
  • je nach Sax die Verbindung Flageolett zum Palmkey F
  • Oktavmechanik Drücker, der Seitentriller
  • Seiten B-, C-TrillerHoch E,
  • je nach Sax hoch Fis Seiten F-Triller
  • tief Eb, C
  • je nach Sax Eb-Trillerklappe
  • Gis-Drückertief H,B

Je nach Modell kann die Reihenfolge der tiefen Klappen variieren.

Sollten Federn erneuert werden müssen, dann erfolgt vor dem Bepolstern der entsprechenden Klappe. Hiefür empfehle ich gebläute Nadelfedern, die, wenn sie korrekt eingesetzt wurden, eine lange gleichbleibende Spannung erhalten und ein filigranes einstellen der Mechanik ermöglichen. Eine Feder im Ursprungszustand wird durch die Bohrung des Federlochs geführt. Dann hält man die Klappe heran. Man schiebt die Feder so weit hinein, bis die zulaufende Spitze genau hinter der Führung an der klappe sitzt. Dann biegt man die Feder am stumpfen Ende, genau hinter dem Säulchen um. Damit hat man die Länge ermittelt. Man kürzt dann die Feder mit einem Seitenschneider und klopft das stumpfe Ende der Feder etwas platt. Es sollte allerdings nur soviel an Länge platt geklopft werden, dass die platte Stelle nicht auf der anderen Seite des Säulchens wieder heraus gucken kann. Das Plattklopfen geht mit einem Eisenhammer und dem Brettamboss ganz gut. Oder aber am planen Ende eines Schraubstocks. Dadurch das die Feder gespreizt wurde, kann man sie nun mit einer Entsprechenden Federeindrückzange in das Säulchen drücken und sie fällt nicht mehr heraus. Die Feder sollte übrigens so dick sein, dass sie schön stramm in die Bohrung passt.

Zum Abschluss kann sie dann mit einem Federhäkchen auf die entsprechende Spannung gebracht werden. Hierfür sollte jedem klar sein, ob die Klappe im Ursprungszustand geöffnet oder geschlossen ist. Wenn dann alle Klappen der rechten Hand bepolstert sind, geht es an das Bekorken oder Befilzen. Hierfür sollte man noch einmal die Fis und F Klappe einbauen. Dann hält man die Klappe so hin, wie man den Aufgang für sein Instrument wünscht. Auf der Rückseite ist dann gut zu sehen, wie dick der Kork unter dem Schwänzchen sein sollte, damit die Klappe den entsprechenden Aufgang hat. Ich versuche immer erst einmal einen möglichst großen Aufgang zu schaffen, würde dann aber nach der kompletten Überholung beim Antesten nochmals nacharbeiten, wenn es mit der Intonation Probleme gibt. Als ca. Maß kann man die rechte Hand auf 8mm einstellen. Allerdings sollten die Aufgänge von tief D begonnen bis zur Cis Klappe in der linken Hand kontinuierlich einen Hauch weniger Aufgang haben.Gleichzeitig schaue ich, wie dick der Kork zwischen der F-Klappe und der Fis-Klappe auf der Rückseite sein muss, damit beide Klappen gleichzeitig schließen. Folgend klebe ich den entsprechenden Kork, bzw. Filz mittels Patex Classic Kleber und beigemischtem Verdünner von Teroson an. Feinheiten können dann nach dem Einbau mit einem feinen Schmirgel nachbearbeitet werden. Folgend wird dann natürlich der Kork/Filz an den weiteren Klappen der rechten Hand geklebt. Meist kann man dabei dieselbe Stärke benutzen wie auch bei der F-Klappe. Genaueres ist dabei auf dem Video zu sehen. Der Patex Kleber ist ein Kontaktkleber. Das heißt beide zu klebenden Flächen werden eingestrichen und trocknen gelassen. Dann kann man den Kork gut andrücken und er hält sofort.Gleiches Vorgehen wäre dann bei der linken Hand. Bei allen anderen Einzelklappen ist der Vorgang zu wiederholen.Übrigens ist es optisch auch schön anzusehen, wenn der Kork/Filz sauber abgeschnitten wird. Dies geht sehr gut mittels Rasierklingen.

Achtung: Schnittgefahr zum Beispiel an den Händen, wenn mit Rasierklingen gearbeitet wird.

Der S-Bogenkork wird wie folgt geklebt:

Mit dem Messschieber kann die breite des Korkens bemessen werden. Die Länge des ausgeschobenen Stabs am Messschieber kann verwendet werden, um die breite an einem entsprechend dicken Kork einzudrücken. Diesen kann ich dann abschneiden. An der Breitseite schneide ich dann eine kleine Schräge, etwas 45°. Diese dadurch größere Fläche sorgt für einen besseren Halt beim ankleben. Nun quetsche ich den Korken stark. Das geht sehr gut an einem Schraubstock mit geriffeltem Backen. Dadurch wird der Kork weicher und ich kann ich biegen, ohne dass er dann bricht oder einreißt.
Nun bestreiche ich Unterseite und Schräge des Korkens, sowie den S-Bogen selbst. Nach dem trocknen setze ich mit der abgeschrägten Seite an der Unterseite des S-Bogens an und drücke in gut fest. Danach umwickele ich den Kork am S-Bogen immer wieder mit gutem Andrücken, damit er auch hält. Wenn ich dann wieder auf die Schräge treffe, drücke ich den Kork mit dem Daumennagel noch einmal kräftig auf die Schräge. Den Überstand kann ich dann wieder vorsichtig mit der Rasierklinge entfernen. Zum Schluss kann der Kork dann mittels Schmirgelpapier an das MPC angepasst werden. Je nachdem, wie viel Kork entern werden muss, beginn ich mit 150er Schmirgel und gehe zum Schluss mit 400er nach. Dadurch bekommt der Kork eine schöne Oberfläche.

Wenn dann alle Klappen bepolstert wurden, alle mechanischen Verbindungen eingestellt sind, dann kann der erste test beginnen. Abschließend würden somit nur noch eventuelle Feinheiten und Klappenaufgänge zwecks Intonationsverbesserungen eingestellt werden.Abschließend hoffe ich, dass allen diese DSOGÜS viel Freude bereitet hat und dadurch auch einiges vermittelt werden konnte. Ich stehe über das Forum weiterhin zu Verfügung und helfe gerne. Sollten Euch Dinge fehlen oder zusätzlich interessieren lasst uns das wissen. Wir werden dann gerne weitere Fragen oder Wünsche beantworten.

Wenn nötig auch mit Video.

 

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 08. Juli 2012 17:51

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