|
Instrument: Tenor
Sparte: Jazz
Zeit: 40er-80er
Stil: Bop, Hardbop
Spitzname:
Long Tall Dexter
|
D er Name Dexter Gordon fällt vielleicht nicht sofort, wenn an die berühmtesten Saxophonisten des Jazz gedacht wird, einer der Einflussreichsten ist er dennoch gewesen. Trotz seiner langen Karriereausfälle und Abwesenheiten hat er mehrfach ganz entscheidende Impulse gegeben und so die Entwicklung des Nachkriegs-Jazz mitbeeinflusst. Für Generationen von Musikern (nicht nur Tenor-/Saxophonisten) war er offen oder verdeckt eine Quelle der Inspiration. Leute wie Sonny Rollins oder John Coltrane haben oft betont, wie wichtig Dexters Musik für Ihre Entwicklung war.
D exter- dieser 1,96 große Hüne, wegen seiner Höhe auch „Long Tall Dexter“ genannt, hat nicht nur Jazz gemacht, der ganze Mann war Jazz.Seine Art, sich zu bewegen, zu sprechen, seine Ausstrahlung ist- obwohl er hier schon gesundheitlich gezeichnet war-, gut zu beobachten in dem Film „Round Midnight“.Gordon startete 1940 bei Lionel Hampton. Das erste Tenor war dort aber bereits durch Illinois Jaquet besetzt, weswegen er kaum solieren durfte und so verließ Gordon 1943 die Band. Nach kurzen Stationen bei Fletcher Henderson und Louis Armstrong startete er 1944 bei Billy Eckstine, der leider nur kurze Zeit existierenden, progressiven, ersten Bebop-Bigband der Welt, deren Mitglieder wie Gillespie, Navarro oder Parker später ausströmten, um die neue Musik zu verbreiten.
1946 ging Gordon wieder zurück in seine Heimatstadt Los Angeles und wurde ein wichtiger Teil der WestCoast-Szene. Was in New York später die 52th Street werden sollte, war in L.A. die Central Avenue; der Treff- und Siedepunkt des Jazz. Hier traf er Kollegen wie Wardell Gray oder den großartigen und fast vergessenen Teddy Edwards. Mit Gray nahm er 1947 „The Chase“ auf und diese Platte, bei der die beiden einen atemberaubenden Performance-Ritt abliefern, ist Initialzündung für die in den folgenden Jahren beliebten „Tenor Battles“ geworden. Viele sind berühmt geworden, es ranken sich Geschichten, Anekdoten und erhaltene Aufnahmen um Paarungen wie Sonny Stitt/Gene Ammons oder Lockjaw Davis/Johnny Griffin.
Anfang der fünfziger Jahre bekam Gordon zunehmend Probleme mit seiner Drogensucht, landete im Gefängnis und setzte mit der Arbeit aus, bevor er 1960 seine Karriere wieder aufnahm. Obwohl er in Amerika gute Angebote hatte, brach Gordon 1962 neue Ufer suchend nach Europa auf, wo er bis 1976 blieb. Einige seiner besten Platten entstanden in dieser Zeit, Dexter war, -gereift-, auf dem Höhepunkt seines Könnens. Die meiste Zeit verbrachte er in Dänemark, von den einheimischen Jazzfans frenetisch gefeiert. Nach langen Jahren, in denen er schon drauf und dran war, die dänische Staatsbürgerschaft zu beantragen, kehrte er doch, und zwar zum richtigen Zeitpunkt, 1976 in die USA zurück. Sein Comeback im „Village Vanguard“ in New York war beeindruckend und schlug Wellen weit über seine persönliche Karriere hinaus. Der darniederliegende und vom jungen Publikum als verstaubt angesehene Jazz erhielt einen Schubs. Es war wie ein: He, was für großartige und mit Ihrem Können nicht alt gewordene Altmeister haben wir hier?
Mit diesem Comeback tat Dexter Wichtiges für die amerikanische Jazz-Szene und war fortan wieder gut im Geschäft mit langen Schlangen vor Clubs und Sälen. Anfang der 80er verschlechterte sich seine Gesundheit zunehmend. 1986 bot Ihm Bertrand Tavernier die Hauptrolle in dem Jazzspielfilm „Round Midnight“ an, für die Gordon eine Oscar-Nominierung erhielt. Dexter spielt die fiktive, an Lester Young angelehnte Figur eines in Paris gestrandeten Saxophonisten und natürlich sich selbst. Gordon wurde durch den Film weltweit bekannter, als er es als Musiker je gewesen war. Die Auszeichnung mit einer Oscar-Nominierung, beileibe nicht selbstverständlich für einen schwarzen amerikanischen Jazz-Musiker, war auch eine Auszeichnung für viele große Jazzkünstler seiner Generation, die vergessen und oftmals unter entwürdigenden Umständen Ihren Lebensabend fristen mussten. Mit Dexter Gordon starb 1990 einer der originellsten Kreativen des Jazz.
Autor: Robert Langer