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THEMA: Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau?

Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 14:22 #105769

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Was leider wenig diskutiert wird, sind dann die Arbeits- und Lebensbedingungen der Herstellerfabriken von all den "günstigen" (aber teureren...) Instrumenten in Fernost, kann da jemand was zu berichten? Das ist doch wahrscheinlich nicht besser als bei der iphone - Foxconn Geschichte? Der Arbeiter verdient fast nix, der Vertrieb hier und internationale Großkonzerne streichen die Gewinne ein?

Will ich als Künstler oder Hobbymusiker solche Verhältnisse auch noch unterstützen ohne Not... und letztendlich auch diese Ex&Hopp und Wegwerf-Mentalität (denn wer wird eine 200 EUR - Sax oder 20 EUR- Koffer noch überholen)?

Wo werden überhaupt noch unter fairen Arbeitsbedingungen Instrumente gebaut?

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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 15:41 #105773

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Von hier aus gesehen, scheinen die Arbeitsbedingungen vielleicht nicht fair zu sein. Ob der Arbeiter fast nix verdient, kann ich nicht beurteilen. Immerhin finden die Jenigen, die in solchen Fabriken arbeiten, wohl keine bessere Arbeit, sonst wären sie nicht dort.

Kaufte man also wegen der schlechten Arbeitsbedingungen keine Iphones oder China-Saxophone, dann hätte das lediglich zur Folge, dass die Firmen Arbeitskräfte entlassen müssen. Nun müssten wir diese fragen, ob sie nun ohne Arbeit glücklicher sind. Wohl kaum.

Es hat so etwas Weltmoralisches, wenn ich mich als deutscher Ökobürger in die Betriebsführung einer Fabrik in Indien einmische. Kein Mensch kennt die Verhältnisse. Wenn ich die Selbstmordrate bei Foxconn sehe, dann reicht ein Blick auf die Statistik, dass in Deutschland und auch in China häufiger Selbstmord verübt wird als gerade in dieser Fabrik. Dass sie sich von firmeneigenen Gedäuden stürzten, ist auch nicht verwunderlich, denn sie haben ihre Wohnungen auf dem Firmengelände. Uns fehlt die Perspektive, hier vernünftig zu urteilen.

Selbst wenn Kinder in Fabriken arbeiten, sollte man an erster Stelle das Kind fragen, ob es arbeiten will oder nicht. Wir messen alles an unserem Wohlstand und blicken mit einem verzerrten Bild auf die Realität in anderen Ländern.

Kinderarbeit kommt in Deutschland direkt hinter Tierquälerei, ist aber nur ein leeres Schlagwort.

Ein Beispiel, neulich in der TAZ: http://www.taz.de/!83342

Solange es Lohnunterschiede gibt, wird die Wirtschaft mit den Fabriken nomadisieren. Erst wenn es diese Unterschiede nicht mehr gibt, gibt es auch Aussicht auf faire, gleiche Löhne. Die große Chance der Niedriglohnländer ist ja gerade der niedrige Lohn, der die Produktionsmittel anzieht und so zu Wirtschaftswachstum gerade da führt, wo es hin gehört.
Letzte Änderung: 29 Dez 2011 15:44 von pue.
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 16:02 #105774

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Hi,

sehr richtig, wir sehen da aus unserer Warte vieles verzerrt. Ein Monatslohn von 200 Euro ist hier ein Witz - anderswo ein gutes Salär. Gedanken machen sollte man sich dann, wenn hierzulande Arbeitgeber ihre Mitarbeiter ausbeuten und für ihre Produkte (in diesem Fall Gitarren), Premium-Preise verlangen.

Gitarrenbauer Warwick - Stern-Artikel
next time you see me...
Letzte Änderung: 29 Dez 2011 17:08 von pue.
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 17:09 #105775

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Hei Mike, ich hab deinen Link mal repariert, fehlte ein 'l' am Ende.
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 17:47 #105776

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Diese Frage habe ich mir auch schon öfter gestellt.

Natürlich dürfen wir nicht den "Fehler" machen unsere Löhne mit den Löhnen in Fern-Ost zu vergleichen.
Allerdings müssen wir uns die Frage stellen: Können die Menschen dort würdig mit dem Geld leben? Haben sie ausreichend Geld für Wohnung, Essen und die Schulbildung ihrer Kinder?
Ich finde es nicht richtig, Kinderarbeit in den armen Ländern zu dulden. Gerade hier wäre es viel wichtiger, dass die Kinder eine vernünftige Schulbildung und später eine Berufsausbildung bekommen.

In einigen armen Ländern, leben die Menschen unter solch erbärmlichen Umständen - obwohl sie für die sogenannte zivilisierte Welt (sprich uns) arbeiten dürfen. Die Arbeitsbedingungen sind grausig, keine freie Zeit, das Geld reicht nur für gammelige Lebensmittel. Nein sowas kann ich nicht unterstützen. Diese Umstände "kenne" ich aus den Textilfabriken. Zu Instrumentenherstelle kann ich leider nichts beitragen.

lg
ludmilla
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 18:21 #105777

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"Gerade hier wäre es viel wichtiger, dass die Kinder eine vernünftige Schulbildung und später eine Berufsausbildung bekommen."

Wer wäre nicht dafür. Nur, wie kommen die an mehr Aus- und Bildung?

Für die Kinder stellt sich die Frage nicht, die können vielleicht zwischen gammeligen Lebensmitteln und gar keinen wählen. Wenn alle diese durch Kinderarbeit hergestellten Produkte boykottieren würden, hätten sie dort überhaupt keine Arbeit.

Wer wollte das zu Hause von seinem Sofa aus beurteilen?

Ich stelle generell das 'Gut' und 'Böse' beim Thema Billiglohnland in Frage. Auch in anderen Bereichen ist gut nicht gleich gut. Zum Beispiel die Kleiderspenden, die wir nach Afrika schicken und damit unser Gewissen entlasten. Genau diese machen es afrikanischen Textilunternehmen schwer, zu überleben. Der Aufbau einer eigenständigen Wirtschaft wird genau durch unsere Gutmütigkeit verhindert.

"Ich finde es nicht richtig, Kinderarbeit in den armen Ländern zu dulden."

Wir haben kein Recht, dort etwas zu dulden oder nicht.
Letzte Änderung: 29 Dez 2011 18:24 von pue.
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 18:36 #105778

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Moin!


„Differenziert betrachten“, ….aha!

Also hier nach hungern 925 Millionen Menschen:

www.welthungerhilfe.de/was-ist-hunger.html

Obwohl die UNO sagt: Es gibt genügend Lebensmittel auf der Welt!

Also geht man davon aus, obwohl genügend Happi-happi da ist, müssen
ca. 25000 Menschen TÄGLICH (überwiegend Kinder) sterben.

Also pro Minute 17 Kinder/Menschen, alle 4 Sekunden 1 Kind/ Mensch!

DAS ist Realität!

Sich beruhigen, durch fiktive Fragen, „ Vielleicht wollen die Kinder arbeiten“ .
Ganz infantil wird sich überhaupt nicht die Frage gestellt, `warum müssen sie überhaupt arbeiten`!

Nicht nur eine kleinbürgerliche `Selbstberuhigung`, sondern auch ein verantwortungsloser Fehlblick, welcher Armut noch möglicher macht und Kinder sterben lässt.

Wasser auf die Mühlen der Mächtigen, die dieses Dilemma erst geschaffen haben!

Wie gesagt, *das Haus brennt* und einige Erbsenzähler fragen nach Differenzierung,
….während pro Tag 25000 Kinder/Menschen verhungern!

Wie sollten denn die Mächtigen dieser Welt unter Druck geraten, wenn die Ohnmächtigen sich selbst beruhigen, weil ihnen die Perspektive fehlt!

Und deshalb sage ich:

`Wer das Unrecht dieser Welt nicht erfassen kann`, wird zum Mittäter der Ungerechtigkeiten von morgen`!



LG Hans
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 18:38 #105779

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...
"Ich finde es nicht richtig, Kinderarbeit in den armen Ländern zu dulden."

Wir haben kein Recht, dort etwas zu dulden oder nicht.

Wogegen wir aber ewas haben müssen ist, dass diese Kinderarbeit mit einem Faktor von weiss ich wieviel, hier teuer angeboten und verkauft wird. Sprich, dass sich zig Leute in Zwischenhandel und Wiederverkauf obszön bereichern.

antonio
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 19:27 #105780

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antonio schrieb:
...
"Ich finde es nicht richtig, Kinderarbeit in den armen Ländern zu dulden."

Wir haben kein Recht, dort etwas zu dulden oder nicht.

Wogegen wir aber ewas haben müssen ist, dass diese Kinderarbeit mit einem Faktor von weiss ich wieviel, hier teuer angeboten und verkauft wird. Sprich, dass sich zig Leute in Zwischenhandel und Wiederverkauf obszön bereichern.

antonio

das geht der spanischen Tomate genauso,
Claus
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Arbeitsbedinungen im Instrumentenbau? 29 Dez 2011 19:55 #105782

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Ich wollte nicht beruhigen, Hans, sondern in Frage stellen, dass es gut sei, Produkte zu boykottieren, deren Herstellungsbedingungen nicht unseren Maßstäben entsprechen.

Ich sehe dafür nämlich keinen Grund, im Gegenteil.

Heißt ja nicht, dass ich nicht für Bildung, gerechte Löhne und gegen Kinderarbeit bin.

Nur muss man sich fragen, ob es reicht, ein Produkt zu boykottieren oder ob es nicht nötiger ist, gesellschaftlich und politisch solche Missstände zu bekämpfen.

Das Unrecht dieser Welt bekämpfen kann nur der, der die komplexen Strukturen von Kapital, Weltwirtschaft, Politik etc. einigermaßen durchblickt und nicht den gängigen Herz zerreissenden Thesen nacheifert: es ist genug zu essen da, wir müssen es nur gerecht verteilen.

Das ist auch so ein Mist, weil einfach nicht hinterfragt wird:

a) Wer sollte die Nahrung verteilen?
b) Wodurch sollte derjenige motiviert sein?
c) Wer soll die Kosten tragen?
d) Die Verteilung von Lebensmitteln führt zur Abhängigkeit der Nehmenden.
e) Die Verteilung verhindert den Aufbau einer Eigenversorgung.

So besteht die große Gefahr, dass so Armut und Abhängigkeit fest geschrieben werden. Kann man wunderbar am Beispiel Afrika sehen.

@antonio

Hast schon Recht, aber die obszöne Bereicherung ist eben gerade die Motivation, eine Fabrik in Bangladesch zu bauen. Es ist aber eben vielleicht gar nicht schlecht für die Bevölkerung dort. Mehr sag ich doch nicht. Ob es gut oder schlecht ist, könnte man nur vor Ort heraus finden. Ich bezweifle, dass man das von hier aus pauschal und weltweit kann. Das glaub ich einfach nicht.
Es ist so einfach, von der bösen Kinderarbeit zu schreiben. Die Welt ist viel komplexer.
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