Reset ist im Moment gerade mein Thema, und nachdem ich Deinen Blogartikel gelesen habe, kann ich das alles nur unterschreiben.
Dadurch, wie das Leben so spielt, bin ich immer wieder mit dem Sax zurückgeworfen worden und musste immer wieder neu anfangen. Wenn man eine Zeitlang keine Zeit mehr zum Üben hat, weil so viele andere wichtigere Dinge getan werden müssen, weil man krank ist, weil sonst irgendetwas ist, das einen vom Spielen abhält, ist es immer wieder, als wäre es wie eine Sisyphus-Arbeit, endlich richtig spielen zu lernen, endlich die Techniken zu beherrschen, die man gern beherrschen würde, endlich den Sound zu erreichen, den man gern erreichen würde.
Aber trotzdem bleibt auch immer etwas von dem, was man schon gelernt hat. Was ich interessant finde. Jetzt durch Corona wieder aus dem Spielen herausgeworfen hatte ich meine Saxe schon Monate nicht mehr richtig angefasst, und trotzdem geht es doch ganz gut in Anbetracht der Umstände. Für mich war schon von Anfang an das Problem, dass es hier, wo ich bin, keine Lehrer gibt und ich alles online lernen musste durch eigenen Einsatz. Da bleibt vor allem das systematische Lernen manchmal etwas auf der Strecke. Ein guter Saxlehrer würde einen Stück für Stück mit allem bekanntmachen, was man so wissen muss, einem alles beibringen, was man können muss. Wenn man keinen Lehrer hat, muss man sich das alles selbst beibringen.
Im Laufe der Zeit habe ich mir selbst eine ganze Menge beigebracht und ein gewisses Niveau erreicht, aber ich war immer noch nicht zufrieden. Mir fehlen noch so viele Dinge, so viele Fertigkeiten, so viele Techniken. So kann ich zum Beispiel nicht schnell spielen. Und mit schnell meine ich nicht Charlie-Parker-schnell
, ich meine ganz normal schnell. 16tel in der normalen Geschwindigkeit. Nun, nachdem ich so lange wieder ausgesetzt hatte, merke ich das noch mehr. Und es ärgert mich noch mehr, denn mittlerweile spiele ich ja schon ein paar Jahre. Mein Sound ist nicht schlecht, ich kann gut Melodien spielen, Rhythmen der verschiedensten Art und auch kleine Soli, die ganz nett sind. Aber alles in einem recht langsamen Tempo.
Bei den meisten Songs, die wir in der Band spielen, brauche ich keine Schnelligkeit, und so habe ich das nie richtig geübt. Und ich habe überhaupt wenig geübt. Viel zu wenig. Auch viel zu wenig Tonleitern und das alles, was Geläufigkeit und Schnelligkeit erst möglich macht. Also kein Wunder, dass ich nicht normal schnell spielen kann. Meine eigene Schuld.
Aber diesmal will ich es richtig machen und habe mich wieder bei der
Sax School online angemeldet. Dort gibt es jetzt eine 30-Tage-Übe-Challenge. Das heißt, man bekommt ein Blatt mit den nächsten 30 Tagen und man soll jeden Tag den Tag auf dem Blatt abhaken, wenn man an dem Tag geübt hat. Selbst wenn es nur 5 Minuten waren. Klingt banal, ist es aber für mich nicht, denn allein schon das Sax jeden Tag in die Hand zu nehmen ist eine Herausforderung.
Die ersten beiden Tag habe ich jetzt hinter mir, und da es in der Online-Schule einen Plan gibt, was man jeden Tag üben soll an den 30 Tagen, weiß man auch immer, was man zu tun hat. Das ist nämlich auch oft das Problem. Man möchte üben, aber weiß nicht, was man üben soll. Und dann übt man so rum, mal dies mal das, und kommt trotz Üben auch nicht weiter. Aber jetzt habe ich diesen Plan (mit Videos zu jeder einzelnen Übung) für die nächsten 30 Tage, und ich habe mir vorgenommen, das durchzuziehen. 30 Tage lang jeden Tag üben, und wenn es nur 5 Minuten sind.
Mal sehen, ob ich das schaffe. Ich habe jetzt gerade Tag 2 hinter mir und bin schon ziemlich erschöpft.
Was natürlich daran liegt, dass ich überhaupt keinen Ansatz mehr habe und das Blasen an sich schon anstrengend ist, weil ich es nicht mehr gewöhnt bin. Da kommen mir 30 Tage jetzt schon sehr lang vor. Aber mit dem festen Programm der Saxschule schaffe ich es vielleicht. Ich bin selbst gespannt, wie es in 30 Tagen sein wird.
Und ja, ich übe wie eine Anfängerin. Du hast recht. Ich habe fast ganz von vorn in dem Programm der Saxschule angefangen, obwohl ich ja schon einiges kann. Aber das kann überhaupt nicht schaden.