Moin, moin!
In meinen Augen ist eine gute Intonation unverzichtbar. "Dirty" zu intonieren sollte nur als Stilmittel verwendet werden. Ich denke, dass die guten Saxophonisten es auch so machen. Gerade die modernen!
Ich transkribiere viel und habe bei dem einen oder anderen Saxer schon Intonationsschwankungen festgestellt, bspw. bei Dexter Gordon. Wie absichtlich die sind kann man nicht mehr rausfinden (Stichwort ausbuddeln und nachfragen). Aber die Solos klingen trotzdem gut. Also wird es wohl Stilmittel sein. Spiele ich aber mit modernen Saxern wie Kenny Garrett (bspw. fürs Sopran Simply Said und Words can't express) dann sind die Stücke super sauber intoniert. Deswegen finde ich es wichtig, mit CDs zu spielen, um genau sowas zu üben. So kann man sich auch gut an die Eigenheiten seines Saxes gewöhnen.
Vibrato zur Korrektur der Intonation wurde früher oft verwendet: Hört euch Sidney BEchet an, bei dem Vibrato findet man kaum raus, ob der Ton gerade oder "dirty" ist. Ich persönlich stehe nicht besonders auf dieses Killervibrato und denke, es ist nur der letzte Schritt um Intonationsprobleme auszugleichen.
Jedes Horn hat seine Eigenheiten. Ich habe festgestellt, dass gerade e2 und a2 nicht besonders gut stimmen und in der Regel zu hoch sind. Dass die tiefen Töne zu tief und die hohen zu hoch sind liegt meiner Erfahrung nach häufig an einer nicht angemessenen Stütze. Wenn sie nicht da ist, können wir die hohen Töne nur mit verstärkten Lippendruck spielen, wodurch der Ton hochgequetscht wird. Die tiefen lassen sich ohne oder mit zu wenig Stütze durch ganz geringen Lippendruck realisieren, wodurch sie zu tief werden. Fazit: Stützen wie ein Weltmeister, damit lässt sich eine Menge erreichen.
Wieterhin sollte die Öffnung im Rachenraum stimmen. Der Kehlkopf sollte weit nach unten gezogen werden als ob man tiefe Töne singt. Denn auch durch die Verngung oder Erweiterung der Mund- oder Rachenhöhle kann man die Intonation beeinflussen.
Ein Stimmgerät kann niemals ein gutes Ohr ersetzen. Vielmehr ist es einfach ein "Helferlein", wie das Metronom auch. Dennoch kann das Üben damit sinnvoll sein, wenn man es richtig macht. Mann kann bspw. einen Ton spielen, nachsehen ob er stimmt, dann dir Augen schließen, irgendein Intervall spielen, nachören ob es sich korrekt anhört, dann die Augen öffnen und kontrollieren. Oder mann singt die Intervalle und kontrolliert das mit dem Stimmgerät. Grundsätzlich gilt immmer, dass eine Idee des folgenden Tones da sein muss.
Intonation üben kann man auch mit den leichtesten Stücken einer Saxschule mit CD: einfach mitspielen und hören, wo man liegt, dann das gleiche eine Oktave höher und oder oder tiefer. Dann vielleicht in Quinten und Quarten, später in Terzen, Sexten und Sekunden.
Viel Spaaa macht es aber mit einem gut gestimmten Klavier zusammen, man könnte co Rhythmus- und Intonationsübungen verbinden, indem man einfach Tonleitern übt, geswingt oder gerade. So lernt man aufs Klavier zu hören und gleichzeitig mit seinem Kollegen gut zu phrasieren.
Zur Auffälligkeit von Unreinheiten. Ich denke schon, dass viele Zuhörer was merken, auch wenn sie nicht die Intonation ausmachen haben sie doch das Gefühlt, das irgendetwas nicht so ist, wie es sein sollte. Natürlich ist es konkret schwieriger, große Intervalle zu hören als kleine. Bei einem Unisono macht es deshalb wirklich Sinn, sich dem Partner anzupassen, auch wenn der Bass, der zwei Oktaven tiefer spielt, etwas anders liegt Das fällt nicht "so" auf. Außer den geübten Hörern.
Viele Grüße!
Christian