Hi,
ich spiele auch die Rovner Dark. Ich hatte mir die damals gekauft, weil mir die Standard Blattschraube beim Aufstecken des MPC/ Nachstimmen so oft verrutscht ist.
Aber ich habe hier einen Artikel von Urs Neuburger aus seinem Buch 'Das Klarinettenblatt'( 2.Auflage 1990), welcher sich mit der Blattschraube beschäftigt:
Die Blattzwinge
Blattzwingen werden aus verschiedenen Materialien hergestellt. Wer schon mit verschiedenen Klammern gespielt hat weiss, dass die Unterschiede viel grösser sind, als man zuerst vermuten könnte. Solche Unterschiede können nicht nur vom Spieler selbst, sondern sogar vom Zuhörer bemerkt werden. Um so erstaunlicher und für mich unerklärlich ist es, dass sich selbst renommierte Klarinettisten mit einer gewöhnlichen Standardklammer (Büffet Crampon oder Noblet) zufrieden geben. Viele Klarinettisten haben in den letzten Jahren sehr gute Erfahrungen mit der Rovner-Zwinge gemacht. Sie wird in drei verschiedenen Ausführungen hergestellt. Ich bevorzuge das Modell "Dark". Gegenüber anderen Klammern besitzt sie den Vorteil, dass sie einfach zu handhaben ist und dass eine Kapsel mitgeliefert wird. Weil die Klammer sehr schnell am Mundstück ist und auch wieder weg, ist sie eine ideale Klammer bei Blattests.
Viel benütze ich die Luyben-Zwinge. Sie zeichnet sich vor allem durch eine gute Ansprache aus. Dies wird dadurch erreicht, dass das Blatt nur punktuell (vertikal) mit kleinen Nocken berührt wird und dadurch dem Blatt ein optimales Schwingen erlaubt. Da man die Klammer etwas fester anziehen muss, besteht die Gefahr des Ueberziehens, was vor allem bei Schülern schon oft passiert ist. Die Schrauben drehen dann durch und ziehen die Klammer nicht mehr fest. Leider gibt es für diese Zwinge keinen Deckel.
Für mich ein interessantes Modell ist die Bonade-Klammer. Sie wurde vom amerikanischen Klarinettisten Daniel Bonade entwickelt. Die Zwinge wird aber in Frankreich hergestellt. Diese Klammer sieht einer Noblet-Klammer sehr ähnlich. Zwei zusätzliche Streifen bei der Blattauflage bewirken, dass das Blatt nicht durch die ganze Zwinge berührt wird. Dadurch wird eine besonders schöne Klangfarbe erzielt.
Noch nicht so verbreitet sein dürfte die Harrison-Zwinge. Sie ist aus Metall. Es gibt eine vergoldete und eine versilberte Version. Ich spiele sie erst seit kurzem und kann deshalb noch kein endgültiges Urteil abgeben.
Der Rolls-Royce unter den Blattzwingen ist für mich die Winslow-Klammer. Diese Blattschraube wurde von Wissenschaftlern und Physikern entworfen. Dank unabhängiger Gummipolster-Kontakte, die individuell in 12 (!) verschiedene Positionen verstellt werden können, erlaubt diese Klammer ein optimales Spielen. Ich bin überzeugt, dass jeder, der mit dieser Klammer schon gespielt hat, nie mehr eine andere Blattzwinge benützt. Die Klammer ist allerdings sehr teuer (ca. Fr. 120.--!l) und eher unpraktisch im Gebrauch (Anbringen und Abnehmen).
In Deutschland und Oesterreich kennt man natürlich die Blattschnur. Sie bringt allerdings meiner Meinung nach nicht unbedingt bessere Resultate und ist zudem etwas unhandlich.
Ich finde es sehr wichtig, dass jeder Klarinettist - Amateur oder Berufsmusiker - über das Angebot der gängigsten Klammern Bescheid weiss und sie auch testet. Vor allem bei Schülern kann ein Klammer-Wechsel bei tonlichen und zungentechnischen Problemen oft Wunder wirken. Der etwas teurere Preis sollte nicht davon abhalten, diese Spezialklammern einmal auszuprobieren.
Eine Blattklammer darf nicht zu fest angezogen werden. Durch den übermäßigen Druck der Blattklammer kann sich das Leben eines Blattes erheblich verkürzen. Sieht man auf dem Blatt Druckstellen, ist die Blattzwinge zu stark angezogen. Eine Klammer, die zu fest angezogen ist, kann die Oeffnung zwischen Blattspitze und Mundstückspitze ungünstig verändern. Zuviel Druck einer Zwinge wird mit der Zeit ein Blatt verziehen.
Durch das Versetzen der Klammer nach oben oder nach unten kann die Blatthärte ein wenig beeinflusst werden. Extreme Wetterumstürze hindern das Blatt daran, normal zu schwingen. Das Blatt ist auf atmosphärischen Druck empfindlich und kann quasi als Barometer dienen. Während eines Wetterwechsels kann sich das Blatt von "hart auf weich" oder von "weich auf hart" verändern. Ist ein Blatt ein wenig zu weich, schiebe die Klammer etwa 5 mm tiefer 4ls die Normalposition. Ist es immer noch zu weich, löse die obere Blattschraube etwas und ziehe die untere Schraube fester an. Dieser Vorgang vergrössert die Mundstücköffnung, und ein weiches Blatt erscheint dadurch etwas härter. Verfahre genau umgekehrt, wenn ein Blatt etwas zu hart ist.
Grüße Mozart90
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<em>editiert von: mozart90, 25.12.2006, 12:54 Uhr</em><!-- end editby -->