Liebe Saxweltler,

vor 10 Tagen habe ich bei 1-2-3 ein Tenorsax "Senator" von Dörfler & Jorka ersteigert.
Das Sax ist baugleich mit dem New King von Keilwerth, nur preislich wesentlich günstiger.

Daß Saxkauf bei epay unheimlich spannend und risikoreich ist und obendrein nichts für Leute mit schwachen Nerven zeigt Euch mein folgender Bericht:

Als ich heute das Paket und vor allem die Verpackung gesehen habe dachte ich nur noch "wenn das Sax auch so ausschaut, dann gute Nacht".
Weil ich zur Zeit mit dem Motorrad fahre und meine Auto nicht da habe mußte ich das Paket zu Fuß vom Postamt nach Hause schleppen.
Schweißgebadet das Paket geöffnet, und da kam der erste Schock: Der dusselige Verkäufer hat das Sax, den S-Bogen und die Schutz-Hülse für die Oktavmechanik lose und ohne separate Verpackung in den Koffer gelegt.
Da war mir klar, warum es im Paket so verdächtig geklappert hatte beim Tragen.
Also das Sax rausgenommen und untersucht. Gottseidank war nur die Oktavmechanik ein wenig verbogen, das habe ich aber wieder gerade hingekriegt. Dann Zusammenbau und erste Blasversuche: Kein Ton rausgekommen. Ich dachte schon an meinen Sax-Doc und neue Kosten, da habe ich gesehen, daß der Verkäufer das mitgelieferte Metronom ebenfalls ohne Verpackung in den Schallbecher gesteckt hatte, da hatte es sich ganz unten vor dem Knie verkeilt. Also Taschenmesser raus, und das Teil rausgepfriemelt. Neuer Blasversuch mit dem mitgelieferten Mundstück und dem Uralt-Blättchen: Nur Quietschen. Letzter Versuch:
Mein Selmer Goldentone Vintage-MPC draufgesteckt und mit dem Mut der Verzweiflung reingeblasen, und siehe da: Das Sax spielt super und ohne Probleme.
Also neu motiviert ab zur Badewanne und meine Soda-Spezialwäsche, danach mit Silberpolitur gaaanz vorsichtig (wegen der Polster) die großen Flächen geputzt, und siehe da, aus dem häßlichen Entchen ist ein wunderschöner Schwan geworden.
Ich hab die Klappenschützer weggebaut, geputzt, poliert und wieder geputzt und danach wieder rangebaut. An einem Klappenschützer hat eine Perlmutteinlage gefehlt. Die habe ich aus einer alten Perlmuttkette meiner Mutter ersetzt, paßt wie angegossen.
Das Sax hat so gut wie keine Kratzer, Dellen oder sonstige Gebrauchsspuren.
Die Versilberung ist wunderschön und fast vollständig erhalten, die Polster sind tatsächlich wie angegeben neu mit Resonatoren aus Kunststoff. Ich habe jetzt verschiedene Mundstücke ausprobiert, der Klang ist einfach hammerartig, vor allem die tiefen Töne. Das ganze hat mich ein paar Stunden Arbeit und viele Nerven gekostet, aber es hat sich gelohnt.
Jetzt ruhe ich mich erst mal aus von der Plackerei, dann wird gesaxt was das Zeug hält.
Hans

Weiß übrigens jemand, aus welchem Jahr das gute Stück stammt?
Die Seriennummer ist die 14XXX.

Die Seriennummer bei den Stencils haben mit den Keilwerth-Nummern leider nichts zu tun.
Aber ich schätze die Bauzeit auf Ende der 50er Jahre.
Es hat auch noch gebördelte Tonlöcher, wenn ich das richtig erkennen kann, oder?

Hallo Zebrion,

ja, das Sax hat gebördelte Tonlöcher.
Ich denke auch, daß es etwa 1958 gebaut wurde.

Gruß Hans

Hallo, Mister Sax,

da kommt Freude auf, wenn man bei einem so gut erhaltenen Saxophon für den Preis den Zuschlag erhält.

Ein Horn für die nächsten 10 Generationen.

Herzlichen Glückwunsch.

riosax

@mister sax:

josef dörfler wurde am 11.7.1907 geboren, verstorben 1974.
Lehre vermutlich bei dahn?? in graslitz als klarinettenbauer.
er fertigte als heimarbeiter für keilwerth, wurde 1946 vertrieben, arbeitete dann direkt bei keilwerth/nauheim und machte sich in den 60zigern selbständig. kompagnon war ein herr hubert jörka, seines zeichens prokurist einer firma köstler, ebenfalls nauheim, die akkordeons und mundharmonika herstellte.
die beiden gründeten eine firma K&J Instrumentenbau und es wurden EIGENE instrumente gebaut, stil toneking, von 1955?? bis 1968. (ALSO KEIN ZUKAUF VON TEILEN JEGLICHER ART BEI JK)

es gab eine klage von keili, die dazu führte, dass der nachbau geschlossen werden mußte.
(keili klagte ja auch gegen amati!)
die firma ging in konkurs, die maschinen wurden von keili aufgekauft und in den späten 80ern endgültig verschrottet.

gebaut wurde gold in gold und gold-nickel als tenor und alt. Gesamtproduktion geschätzte 1500 stück.
bisher wat ich der meinung dass hohe seriennummern ein fake wären, jetzt wissen wirs besser, dein senator hat 14XXX, (wobei das keine mengenangabe sein kann!!)
der name senator und president (bei Hohner - letztendlich ja auch ein keili) diente wohl auch der absatzförderung.

gebaut wurde als name : skytone im anklang an toneking, weitere modellnamen gibt es, sind aber nicht verbürgt.
symphonic, roxy, voss, (????)

jörka war prokurist einer firma die akk. und mundharmonicas herstellte (in Frankfurt) und quasi geldgeber für dörfler.
aber nach dem prozess hat er sich zurückgezogen. diese firma hat dann autoteile hergestellt (jörka) die andere produktion ist bei einer firma in trossingen aufgegangen

dörfler hat es wie jk gemacht, sich eine nummer ausgedacht und dann die eigene produktion drangehängt.

so dürfte es auch keine saxnummern unter 1000 geben aus den anfangsjahren von jk.

und wiedertschüss.

intune

Hallo Riosax,

jetzt im nachhinein war es echt ein Schnäppchen.

Aber nachdem der Verkäufer kein Saxer ist und mit allem möglichen handelt, war es auch volles Risiko. Vor allem als sich die Lieferung arg hinausgezögert hat war meine Nachtruhe nicht mehr so besonders.

Auf den Bildern der Auktion konnte man auch nicht viel erkennen, und wenn man bei Antiquitätenhändlern etc. ein Saxophon steigert ist die Möglichkeit eines Totalverlusts immer da.

Naja, ein blinder Gockel findet auch mal ein Körnchen, grins.

Grüßle Hans

Dank dir für die Informationen, intune.

Jetzt bin ich wieder schlauer.

Hans

Die haben aber wirklich sklavisch kopiert.
Sogar der Fis-Triller, der da etwas eigenwillig sitzt und das Fis etwas dumpf (weil etwas klein) klingen lässt.
Und wieder eine Firma, von der ich zum ersten Male hören.