Das ist sicherlich für viele so. Deshalb habe ich es erwähnt. Aber es geht ja darum, die Töne nach Gehör und nach der Position der Finger auf Jays Saxophon (zuerst einmal) nachzuspielen. Was er erzählt, habe ich hier übersetzt, also mehr ist das nicht. Wenn Du nach Gehör spielst, ist es egal, ob das Video auf Englisch oder auf Deutsch ist. Die Töne klingen in allen Sprachen gleich. Ich mache oft die Augen zu und spiele nur die Töne nach. Und das geht mit Jay ehrlich gesagt besser als mit Bernd. Bernd redet oft zu viel zwischendrin. Das tut Jay nicht. Wenn er die Übung einmal spielt, kann man das einfach mitspielen. Er sagt dann nichts mehr. Und die Pentatonik bleibt immer dieselbe. Die Tonleiter ohne die Töne 4 und 7.
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Heute habe ich nun die 8. Lektion des Pentatonik-Kurses absolviert. Da geht es darum, eine kleine Phrase zu spielen, wo ein Ton - nur ein einziger Ton - synkopisch gespielt wird, also nicht auf den Schlag 1, 2, 3 oder 4, sondern in diesem Fall auf "2 und". Kennen die meisten ja sicher aus dem Unterricht. "1 und 2 und 3 und 4 und".
Die Töne sind wieder die Töne der Pentatonik, die ersten 3 davon. G-A-B(deutsches H)-A-G. Das sind die Noten fürs Alto. Fürs Tenor geht es auf C los. Das ist wirklich sehr einfach, nur drei Töne, aber wenn man eine Note davon synkopiert spielt, hört sich das schon richtig nach Jazz an. Dazu spielt dann der Backingtrack im Hintergrund, und man kann die Noten rauf und runter spielen, wie man will. Ein tolles Solo. Mit nur drei Noten. Das ist faszinierend. Klingt manchmal schon toll, nur weil man ein bisschen den Rhythmus verändert und nicht immer auf dem vollen Schlag des Taktes spielt.
Einfach mal die drei Töne spielen und einen davon mit der doppelten Länge spielen. Ausprobieren.
z.B. Die erste Note, G, ist eine Achtel, die zweite Note, A, ist eine Achtel, die dritte Note, B (H), ist eine Achtel, die vierte Note, wieder A (unter dem H) wird verlängert auf zwei Achtel, ist also eine Viertel, und die vierte Note, G, bekommt dann den Rest, der noch vom Takt übrig ist, das sind in diesem Fall drei Achtel. Oder jede andere Note in eine Viertel verwandeln, das G, das B, kann man machen, wie man will.
Nur diese kleine Rhythmusveränderung hat gewaltige Auswirkungen. Und wenn man die Pentatonik mit dem A anfängt statt mit dem G, klingt es gleich richtig "bluesig". Man kann natürlich auch mit dem B anfangen, alles rauf und runter und auch umgekehrt, also statt von unten nach oben von oben nach unten spielen. B-A-G-A-B.
Das dann durch die ganze Pentatonik, also rauf G-A-B-A-G, A-B-D-B-A, B-D-E-D-B usw. Runter E-D-B-D-E usw. Pentatonisch geschrieben könnte man auch sagen 1-2-3-2-1, 2-3-5-3-2, 3-5-6-5-3 usw. Runter: 6-5-3-5-6 usw.
Mir hat es irre Spaß gemacht, zu dem Backingtrack vor mich hin zu dudeln. Habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Und es hat geklungen, als wäre ich schon richtig gut.
Letzte Änderung: 04 Okt 2018 13:19 von Saxoryx.
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schön, dass dich der kleine Kurs so schnell weiterbringt.
Ich hoffe nur für dich, dass du nicht bei der Pentatonik hängen bleibst. Das passiert leider der überwiegenden Zahl von Saxophonschülern, wenn sie nicht schnell auf diatonische Leitern umsteigen.
Aber, Peter, das ist doch genau das Problem. Ich freue mich gerade darüber, dass ich endlich (ein bisschen) nach Gehör spielen lerne, und das erste, was Du sagst, ist: Das reicht nicht. Das ist nicht gut genug.
Darum geht es hier aber nicht. Hier geht es darum, von den Noten wegzukommen. Ich spiele jetzt seit 6 Jahren Saxophon, aber immer nur nach Noten. Ich habe schon alle Noten gespielt (selbst damals in Deinem Harmoniekurs, und der ist schon Jahre her, habe ich mehr als die Pentatonik gespielt), das fällt mir nicht schwer. Ich spiele momentan in der Band ein Stück mit fünf Kreuzen und eins mit sechs Kreuzen. Und darüber improvisiere ich auch. Ich bin in dem Bereich keine Anfängerin mehr.
Aber beim Spielen nach Gehör bin ich eine absolute Anfängerin. Und ich kann deshalb den Unterschied sehen. Wenn man gleich mit der ganzen Tonleiter anfängt, mit Akkorden, mit Akkordbezeichnungen usw., dann konzentriert man sich auf das Falsche, nämlich auf die Theorie, auf die theoretische Harmonielehre. Wenn man versucht das umzusetzen, scheitert man sofort (außer man ist ein musikalisches Genie).
Ich bin wirklich musikalisch, und trotzdem schlage ich mich jetzt seit 6 Jahren damit herum, auch nur einen kleinen Song aus dem Real Book nach Gehör zu spielen. Das ist nicht schön. Das frustriert.
Jetzt, mit dem Kurs von Jay, habe ich das erste Mal das Gefühl: Wenn ich gleich so angefangen hätte, wäre ich heute schon erheblich weiter. Denn dann hätte ich nicht gleich am Anfang versucht, alle Tonleitern und Akkorde zu spielen und auswendig zu lernen und mir vielleicht ein "Harmoniegerüst", wie Rick das einmal genannt hat, für einen Song zu erstellen, bevor ich über ihn improvisiere, sondern dann hätte ich gleich mit der Pentatonik losimprovisiert. Das hätte ich schon nach einer Woche gekonnt, so einfach ist das. Und dann hätte ich eine anständige Basis für das Improvisieren und auch das Spielen nach Gehör gehabt, die ich bis heute nicht habe, weil ich immer nur an den Noten hänge.
Also ich kann nur jedem empfehlen, der zu spielen anfängt: Wenn Euer Saxophonlehrer sagt, lernt erst mal alle Tonleitern und alle Akkorde, dann sucht Euch einen anderen Saxophonlehrer.
Letzte Änderung: 07 Okt 2018 07:41 von Saxoryx.
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Genau zu diesem Thema hat Jay gerade kürzlich ein Video gemacht:
Was er hier erzählt, ist genau das Thema, das wir gerade hatten: Statt die wirklich wichtigen Dinge zu üben, übt man Dinge, die zuerst einmal nicht wichtig sind, wie z.B. sehr schnell zu spielen, richtig komplizierte Akkordfolgen (chord progressions) und wie man Altissimo spielt.
Das ist das, was viele Leute am Saxophonspielen fasziniert und was sie möglichst schnell lernen wollen, aber was sie darüber vergessen, sind die Grundvoraussetzungen, die man dazu benötigt, die Core Essentials. Mit diesem Titel hat Jay einen Kurs gemacht, den ich auch gekauft habe, aber ich habe jetzt erst einmal mit der Pentatonic Foundation angefangen. Jay empfiehlt das auch, denn das macht erst einmal mehr Spaß.
Die Core Essentials, die Grundvoraussetzungen, sind nämlich all die Dinge, die man immer vernachlässigt, weil sie nicht ganz so viel Spaß machen. Beispielsweise Longtones. Wer von Euch spielt erst einmal über jeden Ton zumindest einer Oktave Longtones, bevor er anfängt zu spielen? Nicht lügen! Ich mache das beispielsweise nicht, weil das nämlich wirklich langweilig ist. Es wird etwas besser, wenn man sich dazu im Hintergrund einen Backingtrack laufen lässt, aber richtig vom Hocker reißt mich das nicht.
Deshalb bietet Jay diesen Kurs Core Essentials an. Das ist praktisch ein Übeprogramm für jeden Tag oder jeden zweiten. Auch in diesem Programm stellt sich Jay hin und spielt alles vor, sodass man einfach nur mitzuspielen braucht, es gibt für alles Backingtracks, die das etwas interessanter gestalten. Üben ist das Langweiligste, was es gibt, da würde glaube ich niemand widersprechen. Aber es ist auch das Wichtigste, was es gibt, wenn man wirklich Fortschritte machen will, wenn man einen guten Klang entwickeln will, wenn man schnell spielen will, wenn man tatsächlich schön spielen will. Und wenn man sicher sein will in dem, was man tut.
Das ist ja das Tolle an Jays Kursen, das eins auf dem anderen aufbaut. Die Pentatonik macht erst einmal Spaß, sodass man sich darauf freut, jeden Tag mit Jay mitspielen zu können. Und dann zieht er einen ganz geschickt zu den Core Essentials hinüber, damit man jeden Tag übt und auch daran Spaß hat. Und so lernt man dann auch die anderen Töne, die nicht in der Pentatonik drin sind. Denn die Übungen gehen über alle Töne, aber ohne dass man wissen muss, welche Töne oder Akkorde man jetzt spielt. Man spielt sie einfach. Spielt Jay nach, wie er es vorspielt. Es gibt auch Noten dazu, es gibt Notennamen, alles. Aber Jay sagt immer, man sollte die möglichst nicht anschauen. Das sind nur Hilfsmittel, Krücken, die man nicht braucht, wenn man wirklich spielen kann. Die Harmonielehre oder die Notennamen sind nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist das nach Gehör nachspielen, damit man die Töne in die Finger bekommt, damit man den Ton, den man hört, dann auch auf dem Saxophon spielen kann, ohne zu wissen, wie er heißt oder zu welchem Akkord er gehört.
In dem Video sieht man drei Berge, und was uns unsere "normalen" Saxophonlehrer beibringen, worauf sich viele konzentrieren, wenn sie das Saxophonspiel erlernen wollen, das sind die Bergspitzen, oder die Spitzen des Eisbergs, wenn man so will. Das Wichtigste liegt aber darunter, das Fundament, der ganze Berg eigentlich. Wenn man nun also mit den Spitzen des Berges anfängt, dann kommt man nie zu etwas, weil einem das Fundament fehlt. Wenn man aber mit dem Fundament anfängt, auf die Art, wie das viele Lehrer vermitteln, langweilt man sich zu Tode und hört entweder bald wieder auf oder kommt nie weiter, weil man nach Anleitung des Saxophonlehrers immer das Falsche übt. So wie ich.
Jay hat nun eine Methode gefunden, einem das Fundament beizubringen, das Pentatonik-Fundament, und einen dadurch mit Spaß mit den Grundvoraussetzungen zu versorgen, damit man dann darauf aufbauen kann. Er erzählt in einem anderen Video, dass er selbst jahrelang, jahrzehntelang, immer das Falsche geübt hat, weil er auch solche Lehrer hatte. Deshalb möchte er das, was er in den letzten 30 Jahren gelernt hat, jetzt anders vermitteln. Er hat erkannt, dass die Methode genauso sein muss, wie man beispielsweise einen Yogakurs oder so etwas macht. Da turnt einem ständig der Lehrer oder die Lehrerin etwas vor, bis man es genauso gut kann wie sie. Aber das dauert eine Weile. Dennoch braucht man einfach diese "Vorturner". Ein Buch über Yoga und die Übungen, die reine Theorie, würde einem überhaupt nichts bringen.
So versuchen aber viele Saxophonlehrer, ihren Schülern das Saxophonspíelen beizubringen: erstmal die langweilige Theorie, und dann sehen wir weiter. Warum nicht andersherum? Erst einmal die lustige Praxis, die Pentatonik, und dann sehen wir, wie viel Theorie wir dafür brauchen?
Erst einmal alles langsam spielen, damit man dann schnell spielen kann. Erst mal die Noten und die Akkorde spielen und singen können, bevor man die Notennamen und die Theorie über die Akkorde lernt? Das ist die viel bessere Methode.
In der heutigen Lektion haben wir nun Amazing Grace gespielt. Das ist nur Pentatonik. Also ganz einfach nachzuspielen. Ohne Noten. Ein schönes Lied, und man hat Spaß, es ohne Noten zu spielen. So lernt man wirklich Saxophon. Mit all den Übungen, die man in dem Kurs vorher gemacht hat, hat man eine ganz andere Vorstellung davon, als wenn man es einfach so nach Noten spielen würde. Beispielsweise kann ich jetzt hören, wenn ein Ton ausgelassen wird. Dazu habe ich gestern eine der Übungen in Jays Kurs gemacht. Ich kann das jetzt viel besser einschätzen. Somit kann ich auch nach Gehör besser den richtigen nächsten Ton finden, denn ich mache da nicht mal einen Versuch, wo der Ton sein könnte, sondern ich weiß, wo er ist. Ich höre das jetzt.
Das ist genau das, was man mit Jay erreichen kann. Einfach ein Lied nachspielen, was man hört. Und egal wo man ist, man kann das dann immer wieder. Man braucht keine Noten. Bisher war es immer so: Wenn ich irgendwo war und jemand sagte mir: "Spiel doch mal mit", dann musste ich sagen: "Habt ihr Noten für das Stück? Dann kann ich mitspielen. Sonst nicht."
Die Zeiten sind jetzt glücklicherweise vorbei. Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, dann fange ich einfach an und spiele mit, weil ich das jetzt hören kann und keine Noten mehr brauche. Das ist ein tolles Gefühl!
Letzte Änderung: 07 Okt 2018 08:35 von Saxoryx.
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schön, wie intensiv Du Deine neue Erfahrung darstellst und sicher etliche andere motivierst, es Dir nach zu tun.
Ich habe ja einen Lehrer, der in einem Gruppenunterricht ausschließlich ohne Noten das Spiel nach Gehör, aber auch unter anderen Aspekten beibringt. Außer dem Gehör spielen andere Hilfen auch eine Rolle. Z.B. der Einstieg: der Titel beginnt mit einem Auftakt auf 4und mit Ton 3 und wird mit einer Terz, Ton 5 fortgesetzt.
Jedenfalls sagt er gern, dass einen die Noten davon abhalten, Musik zu machen. Auf diese Weise haben wir viele Titel parat, die wir relativ schnell wieder abrufen könnn.
In den Workshops, die ich organisiere, war er immer dabei und sehr, sehr viele waren sicher auch seinetwwegen "WiederholungstäterInnen".
Ja, auch die Pentatonik spielt bei seinem Unterricht eine Rolle. Aber auch gerade die Artikulation, die Dynamic, Pausen, Wiederholungen sind ihm bei der Improvisation sehr wichtig. Nicht die Vielzahl der Töne sind ausschlaggebend, sondern das "Wie". Und deshalb hat er schon etliche eintägige Workshops unter dem Titel "Improvisation mit wenigen Tönen" gegeben. Wenn er mit drei Tönen improvisiert gehen uns die Ohren über...
Und so treffen sich sicher die Unterrichtsmethoden Deines und meines Lehrers und das Beste daran ist, dass wir Spaß dabei haben.
Herzliche Grüße,
Joe
Letzte Änderung: 07 Okt 2018 21:15 von Joe60.
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Ja, das ist genau der Punkt. Viele hängen wirklich zu sehr an den Noten. Wenn man mit drei, fünf oder sechs Tönen herumspielt, immer wieder den Rhythmus ändert, schneller, langsamer, hoch, tief, mal einen Lauf, dann wieder einen kleinen Sprung, hört niemand, dass man weniger Töne benutzt.
Jay sagt immer, Rhythmus ist das Wichtigste in der Musik. Selbst die tollsten Noten sind nichts, wenn der Rhythmus nicht stimmt.
Leider hatte ich mir vor ein paar Tagen den Finger verletzt und konnte seither nicht spielen, aber ich glaube, jetzt geht es langsam wieder. Die kleine Zwangspause jetzt war vielleicht auch ganz gut. So habe ich mir einige Sachen angehört, die ich jetzt gut im Gehör habe und nach Gehör zu spielen versuchen werde.
Unglücklicherweise habe ich auch mein tolles Légère-Kunststoffblatt geschrottet und musste jetzt auf Holzblättchen zurückgreifen, was ich gar nicht mehr gewöhnt bin. War jetzt ein richtig komisches Gefühl, wieder Holz im Mund zu haben. Auf jeden Fall habe ich dadurch jetzt noch ein Blättchen von "Alexander" gefunden, das wirklich der Hammer ist. Man spürt das Holz fast überhaupt nicht, obwohl es Holz ist. Und es spielt göttlich. Alexander Superial heißt es. So ein gutes Holzblättchen hatte ich wirklich noch nie. Kommt als einziges Holz, das ich bisher hatte, an das Légère heran. Der Sound ist sogar fast noch besser. Aber das kann auch subjektiv sein. Spielt sich jedenfalls fast von selbst.
Auch wenn ich mich zuerst darüber geärgert hatte, dass ich so blöd war, meinem Légère die Spitze einzudrücken, jetzt bin ich ganz froh, dass ich die ganzen Holzblättchen, die ich massenweise hier liegen habe, noch mal durchgegangen und auf das Alexander gestoßen bin.
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ich habe zwar nicht alles gelesen, denke aber daß das hier neu und evtl interssant sein könnte:
Was sind denn überhaupt Noten?
Noten sind ( auch ) das einzige Mittel des Komponisten Anderen, also uns Spielern, zu übermitteln was da wohl gespielt werden soll, technisch, stilistisch.....
Keinesfalls kann darin alles oder auch nur annähernd alles was der Komponist hat mitteilen wollen, geschweigen denn was er vielleicht beim Schreiben empfunden hat enthalten und herauszulesen sein, Notenschrift ist nun mal sehr begrenzt.....
Genau deswegen ist es gut und sehr richtig JA NICHT ZU SEHR an Noten zu kleben, sie sind wirklich nur ein "grobes Gerüst", das "Gebäude daraus" müssen wir als Instrumentalist selber bauen, so gut es unser Verstand und die musikalische Auffassungsgabe..... zulassen.
Wenn ich das wohl "drüben" geschrieben hätte, das träte eine Lawine sondersgleichen los.....
VG Lubo
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Hat irgendeines unserer großen Vorbilder wie Charlie Parker usw. nach Noten spielen gelernt? Das bezweifle ich. Die meisten insbesondere der schwarzen Musiker sind einfach mit der Musik aufgewachsen, die sie gehört haben, in der Kirche zum Beispiel oder auf der Straße, im Familienkreis. Einige haben vielleicht auch noch zusätzlich Noten gelernt, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten, wenn sie jemand kannten, der ihnen das beibringen konnte, aber meistens fehlte dafür das Geld, um Unterricht zu bezahlen. Auf jeden Fall waren Noten immer ein "Extra", nicht die Voraussetzung, um Musik machen zu können.
Hier in Namibia ist es genauso. Abgesehen davon, dass Instrumente viel zu teuer sind, als dass viele Schwarze sie sich leisten könnten, wird hauptsächlich nach Gehör gespielt und vor allem gesungen. Denn zum Singen muss man kein Instrument kaufen. Wenn aber jemand ein Instrument geschenkt bekommen hat, vielleicht eine Gitarre, dann fängt er (oder sie) einfach an, darauf zu spielen. Und viele können das sehr gut. Aber nur nach Gehör. Wenn man versucht, sie nach Noten spielen zu lassen, geht das nicht.
Wir hatten mal einen Gitarristen, der bei uns in der Jazzband mitspielen sollte. Der hatte keine Ahnung, was ein D7 oder ein Gm ist, kannte keine einzige Note auf seinem Griffbrett, aber er konnte es spielen, wenn er es hörte. Er konnte sogar toll spielen. Und alles einsetzen, wo es passte. Da er aber keine Ahnung von Harmonien und Harmonielehre hatte, konnte er sich kein "Harmoniegerüst" ausdenken, um darüber dann zu improvisieren. Er hat es einfach gemacht. Nach Gehör.
Vielleicht sind wir Europäer einfach musikalisch zu sehr in die falsche Richtung, nämlich Noten, verbildet, als dass wir das einfach so können. Aber das ist nichts Gutes. Noten lesen zu können ist durchaus nützlich, aber es ist nicht unbedingt eine Voraussetzung, um Musik machen zu können. Und Harmonielehre ist keine Voraussetzung, um improvisieren zu können. Wenn ich noch nie etwas von irgendeinem Akkord gehört habe, kann ich improvisieren, wenn ich einfach nur zuhöre und das nachspiele, mir dazu meine eigenen Variationen aufgrund meiner eigenen Musikalität ausdenke. Wenn ich Noten lesen kann, alle Harmonien kenne und die Musiktheorie rauf- und runterbeten kann, kann ich noch lange nicht improvisieren. Denn das ist alles, was es ist: Theorie. Mit Praxis hat das nichts zu tun, hindert sogar manchmal eher.
Mein jahrelanges Schicksal.
Letzte Änderung: 14 Okt 2018 08:43 von Saxoryx.
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So, in den letzten zwei Stunden habe ich jetzt »Don't worry be happy«
nach Gehör geübt. Allerdings einen halben Ton tiefer, als Bobby McFerrin es hier singt, das ist nämlich dann genau die G-Dur Pentatonik, die Jay uns gerade beigebracht hat.
Das Lied hat, wie man hört, relativ wenige verschiedene Noten (ja, richtig, nur die Noten der Pentatonik ), die sich auch immer wiederholen, also ideal zum Üben. Auf jeden Fall kann ich es jetzt auswendig nach Gehör hoch und runter spielen und sogar darüber improvisieren. Alles in relativ kurzer Zeit gelernt. Das macht einen unglaublichen Spaß.
Die Reihenfolge der Töne ist
1(hoch. Das ist der lange Ton am Anfang)-6-5-6-3-5-3-2-1-2-1-2
5-3-2-1-2-1-2
3-2-1-6(tief)-1(lang)
Das heißt, egal von welchem Ton man anfängt, man kann das in jeder Tonart spielen, wenn man die Tonleiter kennt und weiß, auf welcher Stufe welcher Ton ist.
Genial!
Versucht es einfach mal. Auf dem Alt fängt das mit dem mittleren G an (G-Dur-Pentatonik), auf dem Tenor entsprechend auf dem C (C-Dur-Pentatonik). Die Abstände der Töne voneinander sind immer dieselben, Ihr müsst also praktisch nur zählen, welches der nächste Ton ist. Ihr müsst den Ton nicht unbedingt wissen. Aber Ihr müsst ihn hören. Hören, ob er richtig ist. Und den Rhythmus nehmt Ihr von Bobby McFerrin.
Natürlich kann man auch auf dem Alt mit dem C anfangen und auf dem Tenor mit dem G. Das ist völlig egal. Diese Töne, die ich hier auf den jeweiligen Instrumenten genannt habe, passen nur zu den Backingtracks, die Jay uns dafür zur Verfügung stellt, die hat er nicht in allen Tonarten gemacht. Aber dafür gibt es ja Tools, so dass man den Backingtrack jeweils um einen halben Ton erhöhen kann, um das Lied dann zum Schluss in allen Tonarten mit dem Backingtrack spielen zu können.
Ihr könnt aber auch einfach hier mit Bobby McFerrin mitspielen, dann müsst Ihr allerdings einen halben Ton höher anfangen und Eure kleinen Finger einsetzen. Die Abstände zwischen den Tönen, die Zahlen, die ich hier oben hingeschrieben habe, bleiben jedoch absolut dieselben.
Letzte Änderung: 14 Okt 2018 11:13 von Saxoryx.
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