Erstmal: alles ist erlaubt, wenn du die Töne geschickt kombinierst. Wenn du die Bluestonleiter benutzen willst, dann würde ich dir raten, sie jeweils von den entsprechenden Basstönen aus zu spielen und nur über Akkorde mit kleiner 7.

Also über A D Fis B und E jeweils die entstsprechende Bluestonleiter. Da ist es aber einfacher, sich auf die e-Moll-Tonleiter ab der jeweiligen Stufe zu konzentrieren und einfach mal ein bischen mit der flatted fifth und Mollterz (wenn nicht schon voerhanden) zu spielen.

Zur zweiten Frage: ja, im Prinzip hast du recht. Spiele irgendeinen Ton aus e-Moll und beobachte, wie spannend er zum jeweiligen Akkord klingt.

Spiele über die ersten drei Takt mal, ein wenig rhythmisiert, ein C. Du wirst hören, dass die Spannung zweimal zunimmt.

Improvisierst du nur mit einem A über die ersten drei Takte, passiert das Gleiche. Die Spannung nimmt zu. Entspannung erreichst du, wenn du B spielst, da es im ersten Takt die None ist, im zweiten die Sechste und im dritten die Terz. Kannst dir ja ausrechnen, was weiter passiert. Mit B nimmt die Spannung im 4.und 5. Takt wieder zu um im 6. Takt auf null zu gehen, da B der Grundton ist etc.

Improvisierst du mit den beiden Tönen A un B über die ersten Takte, so changiert die Spannung schön von Takt zu Takt. Der Unspannede wird Spannender und umgekehrt.

Hallo Ihr beiden, wieder mal viel Materie zum Nachdenken und Anwenden. Vielen Dank.
Weso schrieb:
Das wundert mich nicht. Ich will immer alles verstehen. Und du hast völlig Recht, man muss erst mal eine Reihe von Patterns in die Finger kriegen und dann kann man das machen, was auch ppue sagt: mit anderen (akkordfremden) Tönen herumexperimentieren.
Hier hat's viel geschneit, morgen soll die Sonne scheinen, da mach ich mal zwei Tage Pause, rutsch die Pisten runter und lass mir alles durch den Kopf gehen. Dann löcher ich euch vielleciht wieder mit Fragen. Wenn ihr euch löchern lasst.

LG

ppue schrieb:
Hi ppue,

ich möchte noch ergänzen, natürlich ist es möglich, die Bluesskala auf den jeweiligen einzelnen Akkord zu beziehen. Vielleicht verstehe ich dich falsch, aber dein satz "Also über A D Fis B und E jeweils die entstsprechende Bluestonleiter." klingt so, also ob du 5 verschiedene bluestonleitern benutzt?

Das eigentlich Interessante ist aber doch, wie du es im Satz danach bringst.
Die (gleiche) Bluesskala kann im Blues explizit überall gespielt werden, ist also akkordübergreifend. Das mag an manchen Stellen brachial falsch klingen, im großen Zusammenhang aber sehr richtig.
Und das ist mE auch in Stücken ausserhalb des Blues möglich, z.B. bei der II V nach E-Moll.

Ob oder wieweit man das mag oder nicht, ist eine andere frage. Ich selbst mache das sehr selten, ich spiele auch meist eher Akkorde aus. Aber es geht und löst mal den Blick vom Detailwirrwarr. Und eine gute Mischung solcher Möglichkeiten findet man bei guten (Jazz)-Improvisatoren recht häufig.

Gute Nacht
Werner

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<em>editiert von: Weso, 26.01.2007, 00:59 Uhr</em><!-- end editby -->

Das ist gemein. Er rutscht die Pisten runter und wir zermattern uns das Hirn über Harmonien und seine Fragen. So nicht!!!

Wo wohnst du? Würde auch gerne ein wenig rutschen.

Man könnte auch sagen, in Takt 3 beginnt eine diatonische Kadenz (die durch die Wiederholung vollendet wird):

I - IV - vii - iii - vi - ii - V - I (oder auch 1 - 4 - 7 - 3 - 6 - 2 - 5 - 1)

Fällt mir gerade zum ersten Mal auf, weil ich das gerade jeden Tag übe.

Nur hat die iii (B-7) das d# aus harmonisch Moll und wird dadurch zu Dur (B7).

Vor einer Weile hatte ich mir mal ein Arbeitsblatt zu diatonischen Kadenzen gemacht. Das attache ich gleich mal. Die Kadenz aus Autumn Leaves ist dann unter "G" zu finden.