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THEMA: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk

Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 12 Dez 2008 16:44 #67172

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Der Musikalitäts-Thread hat sich etwas von seinem Thema entfernt und ich würde ihn gerne hier fortsetzen.

@Leon: ich spreche nicht schlecht von Musikern oder deren Musik, wenn ich meine Meinung kundtue, dass ich die Entwicklung des Jazz zu einer etablierten Musikform nicht unkritisch sehe.

Ich möchte auch nicht zu einer Musikform zurück, deren Musiker mit 37 Jahren an den Drogen sterben.

Ich spreche davon, dass der Jazz, ganz wie du schreibst, heutzutage zur Grundlage in der deutschen Musikausbildung gehört. Er ist in den Hochschulen angekommen und damit in der Bildungselite. Und das ist ein Unterschied zu dem Jazz vor 80 Jahren. Das wirst du nicht leugnen. Ich will nicht werten, was gut oder schlecht ist, sondern aufzeigen, dass sich etwas geändert hat.

Die soziale und kulturelle Komponente (ihr unmusikalischer Teil, lol), die der Jazz früher hatte, hat er heute nicht mehr. Ich selbst bin aber gerade an Musik interessiert, die in der Gesellschaft entsteht, die auch die gesellschaftliche Situation abbildet, zum Thema macht und reflektiert.

Das ist mir wichtig.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 12 Dez 2008 18:19 #67173

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Von Jazz aus den 80ern habe ich keine Ahnung, aber wenn ich so geschichten hier aus dem Osten dieser Zeit höre, muß dass ziemlich übel gewesen sein (zumindest in der DDR)

Jazz ist Grundlage für Pop, Rock, HipHop und sonstige normale aktuelle Musik, deshalb gehört es natürlich Grundausbildung eines studieren Musikers.
Jazz ist inzwischen ein genauso großer Überbegriff wie Klassik, wie soll da der Musiker alleine, ohne eine Institution die quasi alles bietet, sich vernünftig alles aneignen.

Der Jazz ist aus bestimmten Gesellschaftsschichten und amerikanischen SCHWARZEN Subkulturen entstanden, die es heute nicht mehr so gibt. Das was dem noch am nächsten kommt ist zZ der gängsta Rap. Das meine ich ganz ernst. Wenn du auf der Suche nach authentischer Straßenmusik bist, höre Tupac und seine nachfolger.

Ich meine, das du Jazz in viel zu engen gefügen siehst. Bei BeBop hat es schon angefangen, die Musiker waren arm, aber meinste die Zuhörer? Die Zuhörer, die sich dafür begeistern konnten, mußten Ahnung von Musik haben, sonst haben sie es nicht verstanden. Also waren das auch Musiker, oder etwas gebildetere Menschen, und die haben meist etwas mehr kohle.

Die große Swingära mit den riesen BigBands. Das war Komerz. Mit dem Anspruchsvollen Bebop und den Beatels stand der Jazz kurz vor seinem Tod. Aber nur durch die Beboper, die den Jazz auf ein neues Niveau hebten, konnte der Jazz als echte große Kunstform etabliert werden.
Meiner Ansicht nach ist Bebop Tod und Rettung zu gleich für den Jazz gewesen.

Wenn du Kreativität und Neues willst, brauchste auch ein Publikum die das hören wollen.

Die meisten Musiker haben genug damit zu tun, sich ihre Rente zu sichern.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 12 Dez 2008 19:05 #67174

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Die meisten Musiker haben genug damit zu tun, sich ihre Rente zu sichern.
Haha.

Ich meinte nicht Jazz aus den 80ern, sondern Jazz vor 80 Jahren, ganz kurz vor seinem ersten großen Tod, der Swingaera.
Ansonsten sehe ich es ähnlich wie du. Es gab immer wieder Neuerungen (nicht zu vergessen der "Free Jazz"), die dem Jazz neues Leben einhauchten. Die letzten Neuerungen sind schon länger her und nun gehört er zum großen Weltmusikrepertoir. Seine akademische Laufbahn (die ja erst ca. 1977 begann) wird bald zu Ende sein und die Ausbildung wird sich hoffentlich bald einer weiter gefassten Musikauffassung zuwenden. Vielleicht auch wieder einer sozialeren Sichtweise. Das Ausbildungssystem hängt halt immer ein wenig der Realität hinterher.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 12 Dez 2008 22:32 #67178

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Um mal ganz ehrlich zu sein, das meiste aus der Swingära, vorallem die weißen BigBands gefallen mir kaum noch. Radio und Tanzmusik ist das. Auch Louis Arsmtrong war in seinen späteren Jahren alles andere als inovativ. Hello Dolly, Wonderful World, was ganz, ganz toll finden, mag ich nicht hören. Er war belibet, vorallem bei den weißen. Er hat sich angepasst und war kommerziell Erfolgreich. Über Bebop hat er gelacht.

Aber ich würde nicht sagen, dass es nichts neues gibt, und das Musiker nur reproduzieren.
Ein schönes Beispiel liefert mein Lehrer.
Mit seinem Duopartner interpertieren sie unsere europäischen und vor allem deutschen musikalischen Wurzeln neu.
Es wird sehr witzig, anspruchsvoll und originell Klassik verjazzt. Natürlich auch viel Bach.
www.jazzduo-timm-brockelt.de/
Damit sind sie auch recht erfolgreich und touren auch international.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 13 Dez 2008 02:00 #67192

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bach verjatzen ist zwar auch schon so 40-50 jahre alt , selbst wenn wir mal den westcoast/cool/konitz pp. nicht mitrechnen mit den enormen polyphonen geweben und feinsten bisweilen irrsinnigen strukturen , aber in der tat gibts überall innovation : ich weiß auch an welchen instituten das nicht der fall ist.

da ja grade kulturhauptstadt liverpool war , hätte man mal ein ohr da machen können : die clubszene ist superb und ideen hamse massenhaft .

kommen auch alle aus dem sumpf da , die jungs und medels - von wegen sozialer urschleim und so .
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 13 Dez 2008 02:34 #67193

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bach verjatzen ist zwar auch schon so 40-50 jahre alt , selbst wenn wir mal den westcoast/cool/konitz pp. nicht mitrechnen mit den enormen polyphonen geweben und feinsten bisweilen irrsinnigen strukturen , aber in der tat gibts überall innovation : ich weiß auch an welchen instituten das nicht der fall ist.

da ja grade kulturhauptstadt liverpool war , hätte man mal ein ohr da machen können : die clubszene ist superb und ideen hamse massenhaft .

kommen auch alle aus dem sumpf da , die jungs und medels - von wegen sozialer urschleim und so .

Moin!

The same old story! :-o

http://www.youtube.com/watch?v=4L9-AvjsB6g :-)

http://www.youtube.com/watch?v=E4dlORM3zdg :"(

http://www.youtube.com/watch?v=R9g2xF0vmTM :"(


LG Hans



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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 13 Dez 2008 02:41 #67194

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ne, in liverpool hamse ne nette innenstadt mit vielen klubbs.

müßte man mal in ein schiff einsteigen und hinfahren.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 14 Dez 2008 00:47 #67209

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Um mal ganz ehrlich zu sein, das meiste aus der Swingära, vorallem die weißen BigBands gefallen mir kaum noch. Radio und Tanzmusik ist das.

He, Radio und Tanzmusik? Naklar! Alle, ALLE Bigbands OHNE Ausnahme sind Tanzorchester - Duke Ellington, Fletcher Henderson und Count Basie einschliesslich!
Auch Louis Arsmtrong war in seinen späteren Jahren alles andere als inovativ. Hello Dolly, Wonderful World, was ganz, ganz toll finden, mag ich nicht hören. Er war belibet, vorallem bei den weißen. Er hat sich angepasst und war kommerziell Erfolgreich. Über Bebop hat er gelacht.

Louis Armstrong war der erste grosse POPSTAR! Auch einer der beiden einflussreichsten Jazz-Solisten - gemeinsam mit Sidney Bechet! Und er hatte ein großes Lachen, das war aber kein "Über-Bebop"-Lachen:


http://www.youtube.com/watch?v=fDGRMQ8xKPA
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 14 Dez 2008 02:07 #67210

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Ich teile Leons Auffassung. Ab 1930 wird der Jazz vermarktet und das merkt man dem Produkt an. Gerade bei Ellington ist es schön zu hören: die Aufnahmen vor 1930 sind grandios; die danach kommen nicht mehr an die frühen "Ring that Bell" "East St. Louis Toodle Doo" und "Black and Tan Fantasie" heran.

So schlimm der Kommerz für die Jazzkultur war, so gut war er auf der anderen Seite für schwarze Musiker und die Schwarzen in Amerika überhaupt. Ohne die schwarze Musik, ohne diese Wahnsinnskraft, hätten viele Musiker nicht leben können und wäre Obama heute noch nicht zum Präsidenten gewählt. Dazu gehört auch die Popularität des Louis Amstrong, der bestimmt nicht der kulturelle Höhepunkt der Jazzgeschichte war.

Das sind natürlich grobe Aussagen und im Einzelfall schnell zu wiederlegen. Zudem noch Geschmacksache. Zum Thema gehörig aber insofern, dass die Vermarktung des Jazz diesen von der Straße holt, dem Volk nimmt und als Verkaufsprodukt wiedergibt. Der erste große Schritt zu einer Entfremdung, die in den deutschen Hochschulen endet.

Nein, ich habe immer noch nichts gegen Jazzprofessoren, zähle einige zu meinen Freunden, und trotzdem kann ich nicht so tun, als hätte der frühe New Orleans Jazz der 20er Jahre viel mit einem Jazzstudium gemein. Mich verblüfft etwas die Eigendynamik, mit der amerikanische Musikgeschichte in Deutschland zum Standart an Musikschulen geworden ist.
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Re: Jazz aus der Hochschule - Musik aus dem Volk 14 Dez 2008 02:53 #67211

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ein problem ist vermutlich, daß die 20er vorbei sind.

das heutige sogenannte "volk" ( ein extrem problematischer begriff ! ) tut was anderes und will was anders.

in der tat ist seltsam , daß an hochschulen betrieben wird , was da eben betrieben wird.

aber das volk reagiert : stimmt die auslastung der lokalen philharmonie nicht so richtig , fliegt der intendant ...

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