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THEMA: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei

Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 15:49 #60262

  • saxtune
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@bloozer

nebenbei das war dein 880 beitrag - rein musikalisch gesehen.

aber dein beitrag war auch musikalisch, mir gehen auch die ohren zu wenn ich an techniker komme die töne erzeugen, nach dem grunsatz virtuos und rapido.
da bleibt mein feeling von jazz auch auf der strecke. diese hochbewerteten etüdenmusiker gewinnen an raum, - leider und das melodiöse umspielen des themas wird seltener.
schade.

intune
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 16:01 #60263

  • JES
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SoSo, Feeling also. >:D
... mir gehen auch die ohren zu wenn ich an techniker komme die töne erzeugen, nach dem grunsatz virtuos und rapido.
da bleibt mein feeling von jazz auch auf der strecke. diese hochbewerteten etüdenmusiker gewinnen an raum, - leider und das melodiöse umspielen des themas wird seltener.
schade.
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 16:15 #60265

  • pue
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@bluemike

Ich schrub ja nicht, dass die 12tonmusik nicht harmonisch sein kann, sondern dass sie nicht auf Harmonie angelegt ist.

aus Wiki zur Zwölftonmusik und auch meinem Verständnis nach:
...Die Zwölftontechnik übernimmt die Rolle des musikalischen Ordnungsprinzips, die zuvor die Funktions-Harmonik in der Tonalität innehatte...
...Im Gegensatz zur traditionellen tonalen Musik werden alle Intervalle als völlig gleichberechtigt angesehen, die wertende Unterscheidung von Dissonanzen (die aufgelöst werden mussten) und Konsonanzen (die bevorzugt wurden) entfällt, beide sind gleichrangig ("Emanzipation der Dissonanz")...


@JEs
PUE,
Du gehst von einer festen Definition von Harmonie aus. Hier sehe ich den Widerspruch.
Muß alles, was ich spiele harmonisch (nach meinem kulturellen Maßstab) sein??
JEs

Ich spreche von Harmonie und Disharmonie der Intervalle. Nichts muss irgend wie sein. Harmonisch ist ein einfaches Schwingungsverhältnis, z.B. eine Quarte, die ein Schwingungsverhältnis von 3:4 hat. Ein Intervall im Verhältnis 8:11 ist disharmonisch. In jeder Kultur auf der ganzen Welt.

Und diese Trito-Nuss darfst du den ganzen Tag lang spielen. Hat keiner was dagegen (außer vielleicht den Nachbarn, die einfachere Schwingungsverhältnisse bevorzugen).
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 18:36 #60270

  • Raggae
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die Analyse entdeckt beim Raggae harmonisch grundsätzlich nichts anderes als bei Beethoven.

Wieso bei mir? Du meinst bestimmt den Reggae mit e, gell? ;-)
Kaufst du noch oder spielst du schon?

Tenor: YTS 62C, McHeinlein 9*, Rigotti Queen 2,5
Sopran: Cannonball Big Bell Stone Curved, Steamer, Rigotti Queens 2,5
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Reeds-Shop

Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 22:51 #60277

  • Dexter
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Vorweg eine Bemerkung zu Kopf- und Bauch. Dieser künstlich konstruierte Gegensatz ist m.E. ein deutliches Anzeichen einer verkopften Denkweise.

Den gibt es so nämlich nicht. Jedes Musizieren erfolgt regelhaft. Ob diese nun aufgeschrieben oder von Mund zu Ohr weitergegeben wird, spielt keine Rolle.

Die vielfach als Zeugen genannten »Bauchmusiker« aus Afrika musizieren keineswegs mit diesem. Ihre Musik folgt klaren Regeln und ist z.T. fest ritualisiert. Wie überhaupt die in Gegenstellung zur »total hierarchischen und verkopften Musik der Hochkulturen« gebrachte tradierte Volksmusik äußert regelhaft gespielt wird. Deswegen klingt ein Flamenco immer nach Flamenco. Spielten die Mädels und Jungs tatsächlich immer aus dem Bauch und total spontan und ließen ihren Gefühlen freien Lauf, klänge es ja u.U. zwischendurch mal nach Tiroler Guggemusik - tut es aber nicht.

Und lieber Pue, so leid es mir tut, die »Negermusik« wurde ja bereits durch die »grausame Harmoniemühle« der europäischen Hochkultur gedreht und heißt jetzt Jazz. Und das ist doch eine positive Entwicklung für beide Seiten. ;-)

Du zitierst natürlich Marschmusik - hättest aber auch eine Gavotte nehmen können. Die Sonatenhauptsatzform ist auch nur ein sehr kleiner Ausschnitt der Musikgeschichte und die Spezialisierung Komposition - Dirigat - Musiker ist auch relativ jung.

Musikwissenschaft und -theorie lehrt nicht Musik (will sie auch nicht) sondern er- und vermittelt die Grundlagen des Musizierens. Es braucht dann immer noch Musikerinnen und Musiker um das alles zum Leben zu erwecken, daß war noch nie anders und wird es auch (hoffentlich) nicht werden.

Zum Handwerk des Musizierens gehören neben der Beherrschung des/der Instrumente/s, Kenntnisse in Musiktheorie und vom Blatt spielen zu können. Wie weit man das als einzelner so treibt, kommt auf den persönlichen Bedarf an.

Und vor allem gehören EIGENE IDEEN dazu. Künstlerisch tätig sein heißt doch, u.a. meine Umwelt zu reflektieren. Umwelt ist da, wo ich lebe. D.h. doch fast zwangsläufig, daß sich meine Musik mit dem beschäftigt, was um mich herum passiert.

Wenn ich hier mal ein wenig überspitze, dann ist es doch eigentlich merkwürdig, Jazz oder Blues spielen zu wollen - da das mit unserem Umfeld doch nix zu tun hat. Ich mach doch damit keine Musik aus dem Bauch, sondern muß mit dem Kopf entscheiden, diesen Musikstil (und es ist einer, der regelhaft ist und somit auch gelehrt werden kann) zu spielen und muß mir von Platten Lebenserfahrungen anderer abhören, die mit meinem Leben rein gar nix zu tun haben. Also wenn daß keine Kopfsache ist, dann weiß ich es nicht. ;-)
Speziell wir Deutschen haben da immer so einen gewissen Selbstekel. Ich versuche mir immer vorzustellen, das auf Jamaika sich einige Jugendliche die Haare kurz schneiden und dunkelblond färben, nur noch bayerische Tracht tragen, auf den I-Pod Moik & Consorten laden und sich dreiviertel ihres Hirns mit importierten Paulaner wegballern.
Schwer vorstellbar - umgekehrt aber vielfach Realität.

Wir trauen uns einfach nicht mehr, mal was eigenes auf die Beine zu stellen - eine eigene Ausdrucksform für das zu finden, wofür halt der eine oder andere Schwarze Blues spielt, ein Portugiese Fado, ein Spanier Flamenco, ein Kubaner Son etc.
Traut Euch was. Es kommt ja nicht darauf an, Blues zu spielen - vielmehr ist doch aus meiner Sicht wesentlich meine Gefühle auszudrücken. Das passiert zwar nicht im luftleeren Raum und soll es auch auf keinen Fall. Aber allein unsere Sprache bietet so viel Potential, mal was zu versuchen - unsere Musiktradition sowieso - und erst Recht die multikulturelle Realität. corcovado hat mit seinem Vergleich der Jazz- und der klassische Harmonielehre mit den Dialekten das Stichwort gegeben: Unsere Mundarten und Dialekte sind ein exzellenter Ansatzpunkt für Neues.

Noch was zum Stichwort »Hören«. Für mich erschließt sich Musik immer über das Hören. Manchmal, wenn ich etwas mir unbekanntes (sei es das Stück aber auch die Form) auf dem Notenpult liegen habe, kriege ich es nicht zu fassen - dann bin ich immer froh, wenn mein Freund und Mitspieler im Trio mir meine Stimmer vorspielt, dann macht es i.d.R. sehr schnell »Klick«.

@Jes
Wenn ich so was lese
»Wenn ich mir das Gejammere anhöre, welches meine türkischstämmigen Mitbürger so für Musik hören, dann kann ich da nix harmonisches dran finden«
wird mir immer ganz schlecht. Unterste Schublade.


Beste Grüße aus MH
Klaus
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben. (S. Kierkegard)
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 22:55 #60278

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@Raggae

Ich habe nur bei JEs abgeschrieben, pardon, kenne die Musik gar nicht. Ist JEs mit dir aufgewachsen?
JES schrieb:
Das würde aber heißen, daß jemand, der z.B. mit Raggae aufgewachsen ist, zu einer anderen Analyse und damit zu einer anderen Impro kommen sollte.
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 23:25 #60279

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@Dexter:

:-ß :-ß :-ß

Gruß

Roy
Think of Ray Charles and you think of sunglasses at night!
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 23:39 #60280

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Liebes Dexter,

ich weiß deinen jugendlichen Drang und dein Engagement für neue Wege sehr zu schätzen. Gerne unterstütze ich dich hierin, wo ich kann.

Zwei bis zehn Anmerkungen zu deinem Beitrag (pardon, hab gerad nix Besseres zu tun): die, die aus dem Bauch spielen, greifen zurück auf Rituale und Formeln, die sich längst aus den Randbereichen des Gehirns auf den Weg ins Stammhirn gemacht haben. Traditionen sind ganz feste Abläufe, die man intuitiv bedienen kann. Kein Mensch behauptet, dass die Bauchspieler nicht nach Regeln spielen. Es ist in etwa so, wie mit Messer und Gabel essen. Auch die Muttersprache wurde bemüht als gutes Beispiel.

Es geht ja darum: wie lerne ich Musik am besten? Nicht, darum, ob ich nach Regeln oder ohne Regeln musiziere.

Deine nächsten Absätze übersehe ich mal, ist mir klar, dass ich auch andere Beispiele hätte nehmen können. Die Musiktheorie haben die Afrikaner dadurch immer noch nicht entdeckt.
Und vor allem gehören EIGENE IDEEN dazu. Künstlerisch tätig sein heißt doch, u.a. meine Umwelt zu reflektieren. Umwelt ist da, wo ich lebe. D.h. doch fast zwangsläufig, daß sich meine Musik mit dem beschäftigt, was um mich herum passiert.

Das EIGENE IDEEN dazu gehören, ist keinesfalls selbstverständlich. In vielen, gerade nativen Kulturen ist das Gegenteil, nämlich das Musizieren in der Gruppe selbstverständlich. Super Thema für einen neuen Fred! Sich selbst auszudrücken (bis man platt ist, lol), ist nicht von vorn herein Sinn des Instrumentalspiels.

Die Deutschen haben es schwer, ja. Sie haben ein gestörtes, zu Recht gestörtes Verhältnis zu ihrer Nation und damit auch mit ihrer musikalischen Tradition. Ich bin froh, viele Kinderlieder am Bett gesungen bekommen zu haben und habe erst spät gemerkt, dass diese Lieder ein Gutteil meiner Wurzeln sind (die Grundlage für Bauchmusik überhaupt). Ich singe meiner Tochter die gleichen Lieder wieder vor und wir singen in der Familie den ganzen Jahreszyklus über immer die entsprechenden Lieder. Die gehören hier her. Leider habe ich diese Roots lange nicht wahr haben wollen und verleugnet. Das war ein großer Fehler.

Das ist das, was du Anhand der Muttersprache beschreibst. Die ist ein ganz wichtiger Faktor im Bauchgefühl. Es gibt sehr interessante Studien von einem Herrn Tomatis zu diesem Thema.

Etwas "Neues" kannst du nicht auf Nichts aufbauen. Neues ist meist neu Kombiniertes, wie der Jazz auch. Neues aus dem Nichts gibt es nicht. Und da ist der Bauch sooo wichtig. Selbst wenn du dich musikalisch "befreien" willst, musst du dich immer "von" etwas befreien. Ohne Bezug wächst gar nichts. Und, es muss auch nicht auf Teufel komm raus wachsen, was für ein Stress, geben wir den Kindern doch die Möglichkeit, auch ein Bauchgefühl zu bekommen und nicht nur die Fähigkeit, 3 Musikstile im Jahr auseinander halten zu können.

Ich habe versucht, gute Versionen deutscher Kinderlieder herunter zu laden. Habe nur Nena und Zuckowski oder so gefunden. Beide sind, mit Verlaub, schlecht. Die Gesellschaft ist schnelllebig und verliert ihren Bauch, isso.

Du siehst, unsere Meinungen gehen nicht nur auseinander, in einigen Nuancen aber denn doch. Danke für deine Gedanken, macht Spass,

schönen Abend, pü



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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 23:41 #60281

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Wenn ich hier mal ein wenig überspitze, dann ist es doch eigentlich merkwürdig, Jazz oder Blues spielen zu wollen - da das mit unserem Umfeld doch nix zu tun hat. Ich mach doch damit keine Musik aus dem Bauch, sondern muß mit dem Kopf entscheiden, diesen Musikstil (und es ist einer, der regelhaft ist und somit auch gelehrt werden kann) zu spielen und muß mir von Platten Lebenserfahrungen anderer abhören, die mit meinem Leben rein gar nix zu tun haben.

Als ich zum ersten Mal Jazz (Swing) hörte, da hat mein Fuß automatisch den Rhytmus gemacht wie ich es sonst nie vorher erlebt habe. Die Musik riss mich mit einer ungeheuren Wucht mit, eine Begeisterung vibrierte in mir und hat sich bis heute nicht beruhigt. Wo war da mein Kopf :-\

Ich glaub, der Jazz und Blues hat uns das Bauchgefühl zurückgegeben, dass in der europäischen Kunstmusik irgendwie verloren gegangen oder nie da war.
Wächst denn das Gras schneller, wenn man daran zieht?
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 07 Aug 2008 23:46 #60282

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@Raggae

Ich habe nur bei JEs abgeschrieben, pardon, kenne die Musik gar nicht. Ist JEs mit dir aufgewachsen?
JES schrieb:
Das würde aber heißen, daß jemand, der z.B. mit Raggae aufgewachsen ist, zu einer anderen Analyse und damit zu einer anderen Impro kommen sollte.

:-D

Auf jeden Fall bin ich mit mir aufgewachsen, zu welcher Analyse komme ich dann?
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