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THEMA: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei

Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 11:43 #60308

  • JES
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Du sagst das ist starr, weil unabänderliches Gesetz.
Ich habe bewusst geschrieben, dass ich jetzt erst mal das Tonmaterial kenne, mit dem ich weiterkomme (Zitat" Was ich dann damit mache hängt ja von mir und den Mitmusikern ab")
Ich empfinde es nicht als starr, sondern nur als Basis.
Wenn auf ner Session der berüchtigte 12-Takter angesagt ist, wissen doch erst mal alle, wo es langgeht. Was sich daraus entwickelt, wie die einzelnen Akteure sich beeinflussen, aufeinander iengehen und so ist dann doch ein ganz anderes Blatt. Und ungemein spannens! Weil dass wird aus dem Augenblick heraus geboren. Dan passieren DInge einfach weil es geil klingt und nicht weil es ne Terzschichtung oder ein B7 alteriert oder sonstwas ist.

Wenn Du das Tonmaterial kennst, dann doch nur, weil Du es aus einer Regel abgeleitet hast. Nenn es Bluestonleiter, akkord oder wie auch immer. Es basiert auf einem festen verfahren, wie ich für diese Stilrichtung an Tonmaterial herankomme.
Und die Akkordfolge ist ebendfalls vorgegeben. Auf einen C-Dur-Akkord kann ich eben kein D spielen, weil es nach europäischen Hörgewohnheiten nicht harmoniert. Auch das ist starr.

Und dann kommt der für mich interessantere Teil Deiner Aussage: Du jammst mit ein paar Jungs zu einem Blues, Swing oder was auch immer, denkst nicht an irgend welche Harmonien und stellst fest, hey, es paßt. Ohne Nachdenken. Auch wenn es eigentlich nicht zum Stil bzw. des dazu aufgestellten Regeln paßt. Kann das, darf das? Und vielleicht stellst Du fest, naja, der Ton, den ich da gerade gespielt habe und der mir so gut gefallen hat, steht zwar nicht auf meiner Tonleiter, aber geil klingen tut er trotzdem.
Versteh mich nicht falsch. Ich bin nicht gegen das Lernen von Harmonien, Regeln oder wie auch immer man es definiert. ich rufe nur auf, Regeln zu hinterfragen, Regeln als Hilfen zu verstehen und sich nicht davon sklavisch festlegen zu lassen sondern einfach mal zuhören und ausprobieren.
JEs
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 13:20 #60311

  • pue
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Das mit dem Hebelgesetz ist ein feines Beispiel. Jeder benutzt intuitiv das Hebelgesetz, wenn er eine Flasche Bier aufmacht. Kein Problem. Dafür braucht man nicht die Lehre. Durch ausprobieren und Zufall kommt man vielleicht soweit, dass man statt eines Feuerzeuges einen Flaschenöffner erfindet, ok. Ohne die theoretischen Lehren vom Hebel , der Statik und der Kräften aber wird man nie einen Eiffelturm bauen. Das ist der ganze Unterschied.

Diskutieren wir also darüber, wie hilfreich die Harmonielehre ist, so muss jeder für sich heraus finden, ob er einfach Bier trinken möchte und sich dabei wohl fühlt oder größere Konstruktionen, komplexere Gebilde bauen will.

Und deshalb habe ich bei den Gesellschaften und ihren Kulturen angefangen: Hochkultur auf der einen Seite und Naturvolk auf der anderen. Die Hochkultur schafft eine andere (ob auch bessere??) Qualität. Sie schafft die Qualität durch Abstraktion, denn die Lehre von etwas ist nichts anderes als das Aufstellen allgemeingültiger Regeln.

@JEs: genau das siehst du nicht ganz richtig. Die Harmonielehre beschreibt weder Raggae noch Reggae, sondern gibt allgemeingültig Auskunft über Konsonanz und Dissonanz.


Bleibt festzustellen: mit dem Wissen der Harmonielehre bauen wir andere musikalische Gebäude als ohne das Wissen. Und wer sich für was entscheidet, muss jeder selbst wissen. Weder das eine oder andere ist besser oder schlechter; es ist einfach anders. Und in der Praxis ist die Trennung eh nicht so groß wie hier in der Diskussion.
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 13:55 #60312

  • SkankingSax
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Tach auch. 8-)

Ich halte die Trennung von Harmonielehre und "Musikalität" für Nonsens. Denn woher kommt wohl die Harmonielehre? Richtig, sie wurde aus Musik abgeleitet.

Bsp. Sonatenhauptsatzform: Kam irgendwann zur Zeit der ersten Wiener Klassik auf und wurde adaptiert, weil es gut klang. Erst später als die Entstehung der Form wurde diese also festgelegt. Erst die Musik, dann die Regeln.

Anderes Beispiel: Der vierstimmige Satz: Bach hat rumprobiert und alles vierstimmig so ausgesetzt, wie es ihm passte und ausführbar war. Erst später wurden von seiner praktischen Umsetzung Regeln abgeleitet. Diese sind zwar nicht vollständig und immer zutreffend, aber es klappt. (Anm.: Bach bricht in fast jedem vierstimmigen Satz die von seiner Praxis abgeleiteten Regeln => scheint noch nicht ganz ausgereift zu sein...) >:D

Soviel zum Thema wie verhält sich Musik gegenüber Harmonielehre: Erstere bedingt letztere, und damit wird die Harmonielehre in erster Linie eine Verstehenshilfe in Anbetracht der Komplexität von "Kulturmusik". Volksmusik versteht man mitunter auch ohne eine solche Hilfe, aber für manche Musiken bedarf es halt einer "Bedienungsanleitung".

Keep on Skanking! :-s
Sax'n'Drums and Rock'n'Ska
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 13:57 #60313

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ZITAT von JEs

Und die Akkordfolge ist ebendfalls vorgegeben. Auf einen C-Dur-Akkord kann ich eben kein D spielen, weil es nach europäischen Hörgewohnheiten nicht harmoniert. Auch das ist starr.


ZITAT Ende

So, da haben wir denn nun die Gemengelage:

Die Harmonielehre sagt hier doch nur, dass das D in der C-Dur Tonleiter die Sekunde (2.Stufe) oder die None (9. Stufe) ist. Ob das nach "europäischen Hörgewohnheiten" harmoniert oder nicht, hat doch überhauptgarnurnix mit der HL zu tun.

Und ich kenne keine "Regel", die verbietet Töne zu spielen, die in den "nach europäischen Hörgewohnheiten wohlklingenden" Skalen eben nicht vorkommen.

Servus
Jürgen
Keep swinging!
I believe you should try to make music as beautiful as you can. It should not be done with ugliness.
There's so much hate in the world; you should counteract it with loveliness(Stan Ge
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Reeds-Shop

Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 14:36 #60314

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49 tmb

jepp, warst schneller,

wer sagt denn, dass die none mit D nicht klingt? im moment nur JEs.

intune
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 16:16 #60317

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Und dann kommt der für mich interessantere Teil Deiner Aussage: Du jammst mit ein paar Jungs zu einem Blues, Swing oder was auch immer, denkst nicht an irgend welche Harmonien und stellst fest, hey, es paßt. Ohne Nachdenken. Auch wenn es eigentlich nicht zum Stil bzw. des dazu aufgestellten Regeln paßt. Kann das, darf das? Und vielleicht stellst Du fest, naja, der Ton, den ich da gerade gespielt habe und der mir so gut gefallen hat, steht zwar nicht auf meiner Tonleiter, aber geil klingen tut er trotzdem.

...aber das ist doch immer so!

Die Harmonielehre ist doch nur eine systematisch - methodische nachträgliche Betrachtung der Musik. Nachträglich weil immer erst die Musik entsteht und dann erst die Analyse erfolgen kann.

Und wenn Du mit Deinem neugefundenem Stil erfolgreich bist, wirst Du dann auch wieder Analysen Deines neuen Stils mit Hilfe der Harmonielehre finden.....

"..... und der geniale Saxer JEs begründete den JEs - JAZz indem er grundsätzlich bei jedem Akkord die None......"


Der kreative Weg etwas neues zu schaffen hat doch nix damit zu tun, nach welchen Regeln oder nach welchem System das was da entstanden ist nachher beschrieben werden kann.

Da müsste sich ein Dichter ja auch durch Duden und Rechtschreibregeln darin behindert sehen, Gedichte zu schreiben.

....ich denke da nur an nonsense - Dichter.....


SlowJoe
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 17:50 #60327

  • JES
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eben. Genau Du hast es erfaßt. Es ist immer so, genau. Und niemand kümmert sich darum, warum es klappt. Grobes oder gröbstes Gerüst und dann ab dafür. Nix Kopf, einfach drauflos.
Und das Analysieren dann hinterher, warum gut oder nicht.

JEs
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 08 Aug 2008 21:26 #60341

  • Dexter
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Häufig verengen sich Diskussionen auf den Jazz.

Hier ein erweiteter Überblick über das Thema.

In diesem Zusammenhang fand ich diese Einführung in die Harmonielehre.

@JES
Ich warf Dir nicht Rassismus vor. Es ist mir nur absolut zuwider, wenn Musik, die nicht verstanden und/oder gemocht wird, als »Gejammer« abqualifiziert wird.

Beste Grüße aus MH
Klaus
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben. (S. Kierkegard)
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 09 Aug 2008 00:47 #60351

  • chrisdos
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"Darüber hinaus sind Grundkenntnisse von Harmonielehre auch für das Verständnis der sog. Populärmusik oder des Jazz unabdingbar."

Ja, Verständnis, da sind wir wieder. Ein unbefangener Zuhörer braucht kein Verständnis, er nimmt wahr: Emotion, Stimmung, Interaktion, Ehrlichkeit(Präsenz?), Virtuosität. Braucht der Künstler Verständnis um diese Werte vermitteln zu können?

Ich weiß es wirklich nicht außer für mich. Ich bin Autodidakt, habe mich viel mit Harmonielehre beschäftigt (könnte vielleicht ein Berklee-Semester ohne große Vorbereitung absolvieren), aber ich setze sie nicht in Praxis um.

Liebe Grüße

Chris
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Re: harmonielehre - mystik oder zahlenfuchserei 09 Aug 2008 01:36 #60352

  • pue
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Theater, bildende Kunst, klassische Musik, Philosophie, ja sogar Kochkunst, all diese Genres sind in unserer Gesellschaft nur für diejenigen verständlich, die sich zumindest ein wenig in die Materie, sprich Theorie, eingearbeitet haben. Es geht tatsächlich bis zur (Aus-)Bildung der Geschmacksnerven. Das bringt eine Hochkultur so mit sich.

Ich steh dem Phänomen sehr gespalten gegenüber. Bin beileibe kein Befürworter eines elitären Kunstbetriebes. Man kann den Umstand aber nicht leugnen: wennsde dich bildest, findste plötzlich Gefallen an Sachen, die dir früher am A... entlang gingen. Isso.

Ich mach mal"n Beispiel aus der Architektur: hab neulich so Häuser gesehen, wo die Deckenträger und andere Elemente nach aussen verlängert waren. Sie trugen nichts und hatten auch sonst keinerlei Funktion. Ich konnte damit nichts anfangen. Als ich dann einen Artikel über den Architekten las, und er sein Konzept des Übergangs von Aussen nach Innen vorstellte, wurde mir die Idee klar. Er wollte die Wände nicht gegen das Äussere stellen, sondern sie aus dem Äusseren in das Innen wachsen lassen und umgekehrt, indem er einen Übergang schafft. Hatte ich die Idee erst begriffen, fand ich das Haus plötzlich geil und wunderte mich selbst über meinen Gesinnungswandel.

So ist das auch mit dem Wissen darüber, was die Dominante für eine Kraft hat, dass sie eine Richtung besitzt, etwas fordert; oder dass von zwei Tönen immer einer der Stärkere ist. Wusstet ihr das? Wenn man das Wissen darum hat, kann man damit spielen.
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